Am 1. August steht die Schweiz still – zumindest offiziell, denn seit 1994 ist der Nationalfeiertag ein gesetzlicher Ruhetag. Doch warum eigentlich genau dieser Tag? Und wie wurde aus einem mittelalterlichen Bundesbrief ein Anlass für Höhenfeuer, Feuerwerke und Bauernbrunches?
Der Schweizer Nationalfeiertag hat eine spannende Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Gleichzeitig lebt er von Traditionen, die in jedem Kanton ein bisschen anders aussehen. Und wie vieles im Alltag verändert sich auch dieses Fest: Themen wie Sicherheit, Umweltschutz oder kulturelle Vielfalt hinterlassen längst ihre Spuren.
In diesem Artikel erfährst du, wo der 1. August seinen Ursprung hat, welche Bräuche typisch sind und wie die Schweiz heute ihren Geburtstag feiert.
Key Takeaways
- Der 1. August erinnert an den Bundesbrief von 1291 und gilt als symbolischer Ursprung der Eidgenossenschaft.
- Zum ersten Mal gefeiert wurde er 1891 anlässlich des 600-Jahr-Jubiläums – offiziell arbeitsfrei ist er aber erst seit 1994.
- Typische Bräuche sind Höhenfeuer, Feuerwerk, Lampions und der Bauernbrunch auf dem Land.
- Politisch prägt ihn die Ansprache des Bundespräsidenten oder der Bundespräsidentin und die Feier auf der Rütliwiese.
- Heute stehen auch Umweltschutz, Sicherheit und kulturelle Vielfalt im Mittelpunkt – vielerorts entstehen moderne Alternativen wie Lasershows oder Bürgerfeste.
Geschichte: Wie entstand der 1. August als Nationalfeiertag in der Schweiz?
Wenn wir heute am 1. August auf Dorfplätzen feiern, Höhenfeuer bestaunen und das Feuerwerk am Himmel bewundern, dann steckt dahinter eine lange Entwicklungsgeschichte. Der Schweizer Nationalfeiertag ist nämlich keineswegs so alt, wie man vielleicht meinen könnte. Seine Wurzeln reichen ins Mittelalter zurück, doch als offizieller Feiertag ist er erst seit wenigen Jahrzehnten Realität. Ausführlich findest du das Ganze auch in unserem Beitrag zur Geschichte des Schweizer Nationalfeiertags.
Der Bundesbrief von 1291: Ein pragmatischer Bund wird zum Gründungsmythos
Alles beginnt im Jahr 1291: Die drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden schlossen einen Bundesbrief, in dem sie sich gegenseitige Unterstützung zusicherten. Solche Bündnisse waren im Europa des Mittelalters nichts Ungewöhnliches. Man könnte also sagen: Es war ein eher praktischer Vertrag, geboren aus der Notwendigkeit, gemeinsam stärker aufzutreten.
Doch über die Jahrhunderte bekam dieser Text eine besondere Bedeutung. Im 19. Jahrhundert, als die Schweiz sich nach dem Sonderbundskrieg neu formierte und ihre Identität suchte, wurde der Bundesbrief zum symbolischen Gründungsdokument erklärt. Ob er tatsächlich der „Geburtsakt“ der Eidgenossenschaft war, lässt sich historisch diskutieren – doch im Bewusstsein der Menschen wurde er genau das: der Ursprung der Schweiz.
📺 Und ein kleiner Video-Tipp, wenn du direkt ganz tief in die Geschichte einsteigen möchtest:
1891: Die erste Bundesfeier zum 600-Jahr-Jubiläum
Sprung in die Neuzeit: Im Jahr 1891 beschloss der Bundesrat, den 600. Jahrestag des Bundesbriefs mit einer großen Feier zu begehen. Zum ersten Mal gab es am 1. August eine nationale Bundesfeier. Überall im Land fanden Reden, Umzüge und Höhenfeuer statt. Ein Gemeinschaftserlebnis, das über Sprachgrenzen und politische Unterschiede hinweg verbinden sollte.
Zwar war das Ganze zunächst nur als Jubiläumsaktion gedacht, doch die Idee verankerte sich sofort. Ab 1899 wurde der 1. August jedes Jahr begangen. Noch war es kein offizieller Feiertag, aber in Städten und Dörfern gehörte die Feier bald selbstverständlich dazu.
So populär der 1. August auch war: Rechtlich blieb er lange eine Grauzone. In manchen Kantonen war er frei, in anderen nur ein halber Feiertag – und vielerorts musste ganz normal gearbeitet werden. In den 1980er-Jahren wuchs deshalb der Druck, eine einheitliche Lösung zu finden. Die Frage stand im Raum: Sollte der 1. August endlich zum offiziellen, landesweiten Feiertag erklärt werden?
1993/94: Volksinitiative macht den 1. August offiziell frei
Die Antwort darauf gab das Volk. Am 26. September 1993 stimmten die Schweizerinnen und Schweizer der Volksinitiative „für einen arbeitsfreien Bundesfeiertag“ deutlich zu. Damit war klar: Der 1. August sollte nicht länger nur Tradition, sondern auch Gesetz sein.
Seit dem 1. Juli 1994 gilt der Nationalfeiertag in der ganzen Schweiz als gesetzlicher Ruhetag, gleichgestellt mit Weihnachten oder Neujahr. Damit hat der 1. August eine doppelte Bedeutung bekommen: Er ist ein Tag der Geschichte und des Erinnerns, aber auch ein fest verankerter Moment im Jahreskalender, den jede und jeder im Land frei feiern kann.
Am 26. September 1993 sagten über 80 Prozent der Schweizer Stimmbevölkerung Ja zur Initiative für einen arbeitsfreien Bundesfeiertag. Damit war der 1. August der einzige Feiertag in der Schweiz, der direkt vom Volk beschlossen wurde.
Nationale und lokale Traditionen
Der 1. August wird in der ganzen Schweiz gefeiert, aber nicht überall gleich. Während in den Städten oft große Feuerwerke und offizielle Ansprachen im Mittelpunkt stehen, sind es in ländlichen Regionen eher die Höhenfeuer oder der Bauernbrunch, die den Tag prägen. Manche schweizer Bräuche am 01. August haben jahrhundertealte Wurzeln, andere sind mit der Zeit dazugekommen und haben ihren festen Platz gefunden.
Höhenfeuer – leuchtende Zeichen über Tälern und Bergen
Eine der ältesten und eindrücklichsten Traditionen sind die Höhenfeuer. Auf Hügeln, Bergen und Anhöhen werden am Abend meterhohe Scheiterhaufen entzündet, deren Flammen weit ins Land hinaus sichtbar sind. Ursprünglich dienten solche Feuer im Mittelalter als Warnsignale bei drohender Gefahr, später erhielten sie auch einen symbolischen Charakter. Heute stehen sie für Freiheit, Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Schweiz. Wenn man in einer klaren Sommernacht von einem Tal ins andere die Feuer aufleuchten sieht, spürt man den historischen Nachhall dieser alten Zeichen.
🔥Das kann auch wortwörtlich ganz schön in die Höhe gehen:
Feuerwerk, Lampions und Dorffeste
Während die Höhenfeuer eher das Erhabene symbolisieren, bringt das Feuerwerk den festlichen Glanz in den Himmel. Gemeinden organisieren spektakuläre Pyroshows, doch auch private Raketen und Vulkane gehören vielerorts dazu. Gerade Kinder lieben die bunten Explosionen, noch mehr allerdings ihre Lampions und Laternen, die sie stolz bei abendlichen Umzügen tragen.
Fast jedes Dorf und jede Stadt veranstaltet am 1. August ein Fest: Reden von Politikerinnen und Politikern, Auftritte von Musikvereinen, Alphornklänge und das gemeinsame Singen der Nationalhymne gehören zum Programm. Es ist ein Tag, an dem das Gemeinsame stärker ist als das Trennende, und an dem Nachbarn, Freunde und Familien zusammenkommen.
Allein in der Woche rund um den 1. August werden in der Schweiz mehrere hundert Tonnen Feuerwerkskörper verkauft.
Bauernbrunch – Genuss und Begegnung auf dem Land
Etwas weniger laut, aber mindestens genauso typisch für den Nationalfeiertag ist der Buurezmorge, ein ausgedehntes Frühstück auf dem Bauernhof. Frischer Zopf, Käse, Wurst, Rösti und Milch direkt von der Kuh machen ihn zu einem echten Erlebnis, das jedes Jahr Tausende anzieht. Es ist nicht nur ein kulinarisches Highlight, sondern auch eine Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der Landwirtschaft zu werfen.
👉 Was wird sonst am 1.August gegessen? Hier geht's zu unserem Artikel zu Kulinarik am Schweizer Nationalfeiertag.
Politische und kulturelle Dimension des Nationalfeiertags
Der 1. August ist mittlerweile aber weit mehr als ein geselliges Sommerfest mit Höhenfeuern und Feuerwerken. Er hat auch eine politische und kulturelle Seite, die den Tag mit besonderem Gewicht auflädt. Der Nationalfeiertag erinnert an die Werte, die die Schweiz seit Jahrhunderten prägen: Freiheit, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung. Diese Grundhaltungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Landes und geben dem 1. August seine eigentliche Bedeutung.
Ein fester Bestandteil ist die Ansprache des Bundespräsidenten oder der Bundespräsidentin, die jeweils an diesem Tag gehalten wird. Sie richtet sich an die gesamte Bevölkerung und nimmt oft Bezug auf aktuelle Herausforderungen, Chancen und Entwicklungen des Landes.
Besonders stark spürbar wird die politische Dimension auf der Rütliwiese am Vierwaldstättersee. Der Ort gilt traditionell als Schauplatz des Rütlischwurs, jenes mythischen Bundes zwischen den Urkantonen, der als Ursprung der Eidgenossenschaft erzählt wird. Hier finden jedes Jahr Feiern statt, die bewusst feierlich und nachdenklich gehalten sind. Reden, die Nationalhymne und der historische Ort selbst machen das Rütli zu einem Symbolplatz des 1. August!
Moderne Formen des Feierns und aktuelle Entwicklungen
Der 1. August ist ein Tag mit alten Wurzeln, aber er zeigt auch, wie wandlungsfähig Tradition sein kann. Während sich manche Bräuche seit Generationen kaum verändert haben, gibt es in den letzten Jahren neue Einflüsse, die das Bild des Nationalfeiertags prägen. Gesellschaftliche Trends, ökologische Herausforderungen und technische Möglichkeiten wirken zusammen und lassen den Tag in einem neuen Licht erscheinen.
Sicherheit und Umweltschutz – Feuerwerke unter Druck

Feuerwerke gehören für viele fest zum 1. August, genauso wie Lampions oder Höhenfeuer. Doch gerade in heißen und trockenen Sommern geraten sie immer stärker in die Kritik. In den letzten Jahren mussten zahlreiche Gemeinden ihre Programme anpassen, weil die Waldbrandgefahr zu groß war. So verhängte etwa die Stadt Brig-Glis im Wallis für den 1. August 2025 ein komplettes Feuerwerksverbot und untersagte gleichzeitig das Entzünden von offiziellen Feuerstellen. Auch der Kanton Zürich griff bereits mehrfach zu strikten Maßnahmen: 2022 wurde dort ein Feuerverbot im Wald und in Waldesnähe ausgesprochen, was sich direkt auf die Nationalfeiern auswirkte.
Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die Umweltbelastung. Lärm, Feinstaub und Abfall aus Feuerwerken sind längst Teil einer öffentlichen Diskussion. Deshalb suchen Gemeinden nach Alternativen. In Neuenegg bei Bern etwa ersetzt eine spektakuläre Wasser-, Licht- und Musikshow die Raketen am Himmel. Arosa verzichtet seit einigen Jahren ganz auf laute Feuerwerke und beschränkt sich bewusst auf Höhenfeuer. Und in der Stadt Wil im Kanton St. Gallen gab es bereits 2018 anstelle eines Feuerwerks eine farbenfrohe Lasershow – eine Lösung, die spontan eingeführt wurde, als ein Feuerverbot verhängt wurde.
Medien und digitale Angebote
Während man früher am 1. August vor allem auf dem Dorfplatz oder am Seeufer zusammenkam, gibt es heute auch digitale Formen des Feierns. Fernsehübertragungen und Online-Streams bringen Reden, Konzerte und Feierlichkeiten direkt ins Wohnzimmer. Damit können Menschen aus allen Sprachregionen – und auch im Ausland lebende Schweizerinnen und Schweizer – gemeinsam teilnehmen.
Solche Formate schaffen eine zusätzliche Ebene der Verbundenheit. Gerade für ältere Menschen oder jene, die nicht mobil sind, eröffnen sie eine Möglichkeit, den Nationalfeiertag bewusst mitzuerleben, ohne physisch anwesend sein zu müssen.
Tradition trifft auf neue Formen
Trotz aller Veränderungen bleibt der Kern des Nationalfeiertags erkennbar. Trachten, Alphornklänge, Höhenfeuer und das gemeinsame Singen der Hymne sind weiterhin feste Bestandteile vieler Feiern. Doch sie stehen heute nicht mehr allein im Mittelpunkt, sondern treten oft zusammen mit neuen Festformen auf. Diese Mischung aus Bewahren und Erneuern macht den 1. August zu einem lebendigen Feiertag, der nie starr wirkt. Während auf der Rütliwiese nach wie vor nachdenkliche Reden gehalten werden, toben anderswo Kinder mit Lampions durch die Straßen, und in den Städten leuchten moderne Lasershows anstelle von Feuerwerken.
💡 Je nachdem ob du auf dem Land oder der Stadt feierst, unterscheiden sich die 1. August Bräuche ebenfalls.
Der Nationalfeiertag als Spiegel der Schweiz
Der 1. August hat viele Gesichter. Er erinnert an den Bundesbrief von 1291, der später zum Symbol für den Zusammenhalt der Schweiz wurde. Er führt uns vor Augen, wie sich aus einem pragmatischen Bündnis ein Nationalfeiertag entwickelt hat, der seit 1994 endlich für alle ein arbeitsfreier Tag ist.
Gefüllt wird dieser Tag von Menschen im ganzen Land – mal mit Höhenfeuern auf den Bergen, mal mit Dorffesten und Lampions, mal mit stilleren Momenten auf der Rütliwiese. Und jedes Jahr sieht er ein bisschen anders aus: Feuerwerke werden mancherorts ersetzt, Bräuche neu interpretiert, Feiern vielfältiger gestaltet.
Trotzdem bleibt der Kern derselbe: Am 1. August geht es darum, zusammenzukommen, die Geschichte nicht zu vergessen und den Blick auf das zu richten, was die Schweiz ausmacht: Ein Land, das seine Traditionen pflegt und gleichzeitig offen ist für Neues.