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Schweizer Sprichwort
Die Schweiz ist nicht nur für ihre beeindruckende Landschaft, ihre Uhrenindustrie oder ihren Käse bekannt, sondern auch für ihre sprachliche Vielfalt. In einem Land, in dem vier offizielle Sprachen gesprochen werden, ist es kaum überraschend, dass auch das Schweizerdeutsch eine einzigartige Bedeutung hat. Während das Hochdeutsch in vielen Bereichen wie in der Schule oder in der Medienlandschaft dominiert (56% der Schweizer sprechen deutsch), ist es die Mundart, die den Alltag vieler Schweizer prägt.
In diesem Blog-Beitrag werden wir uns genauer mit typischen Schweizer Wörtern beschäftigen, die die schweizerdeutsche Sprache so besonders machen. Wir werfen einen Blick auf die sprachlichen Unterschiede zum Hochdeutsch, die Entstehungsgeschichte des Schweizerdeutschen und untersuchen, ob sich die Sprache über die Generationen hinweg verändert hat. Besonders interessant wird es, zu erforschen, ob die Jugend heute noch dieselbe Sprache spricht wie ihre Grosseltern und wie sich die Sprache in der modernen Zeit anpasst.
Was ist Schweizerdeutsch und wie unterscheidet es sich von Hochdeutsch?
Schweizerdeutsch ist nicht eine einzelne Sprache, sondern eine Sammlung von verschiedenen Dialekten, die in der Schweiz gesprochen werden. Diese Dialekte unterscheiden sich nicht nur von Kanton zu Kanton, sondern auch von Region zu Region erheblich. Der Begriff „Schweizerdeutsch“ bezeichnet daher in erster Linie eine Vielzahl von lokalen Varianten des Deutschen, die alle eine gemeinsame Grundlage haben, jedoch durch verschiedene Lautveränderungen, Wortschatz und Grammatik von der Hochsprache abweichen.
Oft werden Dialekte nach den Kantonen benannt, in denen sie gesprochen werden, wie etwa Berndeutsch, Baseldeutsch, Zürichdeutsch, Walliserdeutsch oder Bündnerdeutsch. Diese Bezeichnungen sind zwar praktisch, treffen aber nicht immer den Kern, da die sprachlichen Unterschiede oft innerhalb eines Kantons genauso gross sein können wie zwischen verschiedenen Regionen. Beispielsweise sind die Dialekte im Kanton St. Gallen so unterschiedlich, dass man den nördlichen Teil eher mit dem Thurgauer Dialekt vergleichen könnte als mit dem südlichen St. Galler Dialekt.
Man kann die Dialekte grob in vier grosse Gruppen einteilen, die ähnliche Merkmale aufweisen:
- Die östliche Gruppe: In dieser Region, zu der unter anderem das Zürcher und St. Galler Deutsch zählen, klingt ein Wort wie „fällen“ oft wie „fel[l]e“. Auch in der Mehrzahlform von Verben gibt es kaum Unterschiede, sodass „wir mached“, „ihr mached“ und „sie mached“ gleich ausgesprochen werden.
- Die westliche Gruppe: Hier, etwa in der Region um Bern, sind die Unterschiede in der Aussprache der Vokale etwas deutlicher. Zudem gibt es bei Verben meist mehrere Formen, zum Beispiel „mir mache“, „dir mached“, „si mache“.
- Die nördliche Gruppe: In diesen Regionen, die an die Deutschschweiz grenzen, werden Laute wie in „Eis“ oft in die Länge gezogen. Auch Wörter wie „schneien“ werden deutlicher getrennt ausgesprochen, etwa als „schnei-en“.
- Die südliche Gruppe: In diesen Dialekten werden Wörter oft verkürzt oder vereinfacht. So wird aus „schneien“ zum Beispiel „schniie“.
Natürlich gibt es auch innerhalb dieser Gruppen viele Ausnahmen und Eigenheiten. Im Nordwesten hört man beispielsweise häufig verlängerte Vokale in Wörtern wie „sagen“, das dort als „saage“ oder „sääge“ ausgesprochen wird. Im Nordosten hingegen werden Wörter wie „Leiter“ oft zu „Laatere“ oder „Läätere“ und „Baum“ zu „Bomm“. Eine besonders interessante Ausnahme ist das Bündnerdeutsch. Obwohl es geografisch zur Südostschweiz gehört, ist es historisch enger mit dem Walliserdeutsch im Südwesten verwandt. Dies liegt daran, dass diese Dialekte auf alte sprachliche Wurzeln zurückgehen, die über die geografischen Grenzen hinaus reichen.
Im Gegensatz dazu ist Hochdeutsch die standardisierte Form des Deutschen, die vor allem in Deutschland und Österreich verbreitet ist. Die Unterschiede zwischen Hochdeutsch und Schweizerdeutsch sind nicht nur phonetisch, sondern betreffen auch den Wortschatz und teilweise die Grammatik - und reichen sogar bis zur Computertastatur. Denn: Die Schweizer Tastatur unterscheidet sich in einigen bedeutenden Faktoren von der deutschen Tastatur.
Phonetische Unterschiede
Ein gutes Beispiel für einen phonetischen Unterschied zwischen Hochdeutsch und Schweizerdeutsch ist das „r“. In Hochdeutsch wird das „r“ im Allgemeinen als Zungenspitzen-R oder uvulares „r“ ausgesprochen, während es im Schweizerdeutsch oft als gerolltes „r“ oder sogar als „ch“ ausgesprochen wird. So wird das Wort „rot“ im Hochdeutschen wie „roht“ ausgesprochen, während es im Schweizerdeutschen eher wie „rööt“ klingt.
Ein weiteres auffälliges Merkmal ist die Aussprache des „s“: Im Hochdeutschen gibt es das scharfe „ß“ (wie in „Straße“), das im Schweizerdeutsch jedoch nie vorkommt. Stattdessen wird in den meisten Dialekten das „s“ einfach als scharfes „s“ ausgesprochen.
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Wortschatz: Typische Schweizer Wörter
Ein weiterer Unterschied zwischen Hochdeutsch und Schweizerdeutsch liegt im Wortschatz. Hier gibt es viele Begriffe, die in der Schweiz gebräuchlich sind, aber in Deutschland oder Österreich nicht verwendet werden oder eine andere Bedeutung haben.
- Chuchichäschtli: Ein klassisches Beispiel für ein typisch schweizerisches Wort ist „Chuchichäschtli“, das im Hochdeutschen „Küchenschrank“ bedeutet. Es ist ein herausragendes Beispiel für die Schweizer Liebe zur Detailtreue in der Aussprache.
- Znacht und Zmorge: Im Hochdeutsch sprechen wir von „Abendessen“ und „Frühstück“, während in der Schweiz „Znacht“ das Abendessen und „Zmorge“ das Frühstück bezeichnet.
- Böötle: In einigen Regionen der Schweiz bezeichnet „Böötle“ ein kleines Boot, während im Hochdeutschen „Boot“ verwendet wird.
- Grüezi: Ein weiteres sehr bekanntes Wort, das aus dem Schweizerdeutschen kommt, ist „Grüezi“, eine Begrüssung, die in Deutschland als „Hallo“ oder „Guten Tag“ übersetzt werden kann.
- Pfüderi: Ein liebes Wort, das im Hochdeutschen kein direktes Äquivalent hat. „Pfüderi“ bedeutet so viel wie „Püppchen“ und wird oft als Kosename für kleine Kinder oder Haustiere verwendet.
- Höck: In der Schweiz bezeichnet man so einen gemütlichen Abend oder eine Zusammenkunft unter Freunden. Oft wird das Wort für lockere, gesellige Anlässe verwendet.
- Znüni und Zvieri: Diese zwei Begriffe haben im Hochdeutschen keine Entsprechung, sind jedoch sehr typisch für die Schweiz. „Znüni“ bezeichnet einen kleinen Snack oder eine Pause am Vormittag, während „Zvieri“ für den Nachmittagsimbiss steht – meist eine kleine Mahlzeit, die vor dem Abendessen eingenommen wird.
- Schnägg: Ein „Schnägg“ ist eine Schnecke im Hochdeutschen. In vielen Schweizer Dialekten wird dieses Wort nicht nur für das Tier verwendet, sondern auch im übertragenen Sinne für etwas, das langsam voranschreitet oder sich wenig bewegt.
- Chügeli: Ein weiterer süsser Ausdruck aus dem Schweizerdeutschen. „Chügeli“ bezeichnet im Hochdeutschen ein kleines Huhn oder Küken. Es wird auch für kleine, runde Dinge verwendet, wie z.B. „Chügeli Schoggi“ für Schokoladenpralinen.
- Füdli: Ein eher humorvolles Wort, das im Hochdeutschen nichts Direktes zu bieten hat. „Füdli“ ist ein liebevoller, aber auch etwas derber Ausdruck für das Gesäss. In vielen Dialekten wird es gern auch in humorvollen oder flapsigen Gesprächen genutzt.
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Sprachgeschichte des Schweizerdeutschen
Die Entstehung des Schweizerdeutschen ist eng mit der Geschichte der Schweiz selbst verbunden. Schon im Mittelalter sprachen die Bewohner der verschiedenen Regionen der Schweiz unterschiedliche alemannische Dialekte. Diese Dialekte entwickelten sich weiter und wurden über die Jahrhunderte hinweg geprägt durch die Isolation der einzelnen Kantone und Regionen, was zu einer enormen Vielfalt innerhalb der schweizerdeutschen Sprache führte.
Die Schweizerdeutschen Dialekte haben sich in vielen Fällen stark von der hochdeutschen Standardsprache entfernt. Ein Grund dafür ist, dass die Schweiz lange Zeit politisch unabhängig von den grösseren deutschen Gebieten blieb. Durch den Mangel an zentraler Sprachnorm und durch die regionalen Unterschiede konnte sich das Schweizerdeutsch ungestört weiterentwickeln.
Ab dem 19. Jahrhundert wurden dann Bemühungen angestrengt, das Hochdeutsch in der Schweiz stärker zu etablieren, vor allem in der Bildung und in den Medien. Trotzdem blieben die Schweizer fest an ihren Dialekten hängen, und so entwickelte sich die interessante Sprachsituation, dass in der Schweiz zwei Varianten des Deutschen koexistieren: Hochdeutsch und Schweizerdeutsch.
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Wie hat sich die Sprache über Generationen verändert?
Die Sprachveränderungen im Schweizerdeutschen sind besonders bei den jüngeren Generationen gut sichtbar. Früher war es ganz normal, dass Jugendliche nur den Dialekt ihrer Region sprachen, doch heute ist das Hochdeutsch in vielen Bereichen wie der Schule, der Arbeit oder den Medien viel präsenter. Dadurch verwenden immer mehr junge Leute, vor allem in städtischen Gebieten, eine Mischung aus Hochdeutsch und ihrem regionalen Dialekt. Ein gutes Beispiel dafür ist die „Kiez-Sprache“, die vor allem in urbanen Gegenden wie Zürich oder Genf zu hören ist. Diese Variante des Schweizerdeutschen ist stark durch Hochdeutsch und englische Begriffe beeinflusst – eine lebendige „Jugendsprache“, die oft sehr kreativ und direkt wirkt.
Natürlich gibt es Stimmen aus älteren Generationen, die das „Verblassen“ des traditionellen Dialekts manchmal kritisch sehen. Für sie klingt der Dialekt heute oft „vermischt“ oder verändert. Doch viele Sprachforscher sind der Meinung, dass sich Sprache ganz natürlich weiterentwickelt und dass der Dialekt auch heute noch in unterschiedlichen Formen lebendig bleibt – auch wenn er sich wandelt und neue Einflüsse aufnimmt.
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Die Dynamik des Schweizerdeutschen
Schweizerdeutsch ist mehr als nur eine Sprache – es ist ein lebendiges Symbol der kulturellen Vielfalt der Schweiz. Auch wenn die moderne Welt und das Hochdeutsch immer mehr Einfluss auf das tägliche Leben haben, bleibt der Dialekt ein fester Bestandteil der Identität der Schweizer. Die sprachlichen Veränderungen, die vor allem durch Globalisierung und den Einfluss neuer Technologien bedingt sind, zeigen, dass die Sprache sich weiterentwickelt. Doch gleichzeitig bleibt die Mundart tief in den Herzen verankert. Die Herausforderung wird darin bestehen, diese wertvolle sprachliche Vielfalt auch in Zukunft zu bewahren.








