Judy Garland ist eine dieser Hollywood-Legenden, derer eigene Lebensgeschichten sich wie ein hochdramatisches Drehbuch lesen. Schon als Kind stand sie auf der Bühne und vor der Kamera, als Teenager wurde sie zu einem gefeierten Star. Unvergessliche Rollen, eine Stimme, die ihresgleichen sucht, aber auch Skandale, der Abstieg und ihr viel zu früher Tod im Alter von 47 Jahren an einer Überdosis Betäubungsmittel sind in Erinnerung geblieben.
Im Rückblick erinnert vieles in ihrer Biografie an den Film A Star Is Born von 1954, in dem Judy Garland selbst die Hauptrolle spielte. Die schillernde Karriere der Esther Blodgett / Vicki Lester und der fürchterliche Abstieg ihres Ehemannes Norman Maine erzählen von den zwei Seiten der Traumfabrik, an denen so manch ein*e grosse*r Schauspieler*in zerbrochen ist. Man denke nur an Marilyn Monroe, Heath Ledger, River Phoenix oder eben auch Judy Garland.
In diesem Artikel widmen wir uns dem Musical-Film A Star Is Born von 1954 und insbesondere seiner Hauptdarstellerin. Neben einigen Hintergründen zu dem Film erfährst du, welchen bedeutende Stellung er in ihrer Karriere einnahm und was Judy Garland als Sängerin auszeichnet.
„A Star Is Born" – Der Film von 1954
Die Geschichte, die in A Star Is Born erzählt wird, basiert teilweise auf dem Film What Price Hollywood? des Regisseurs George Cukor von 1932. Bereits fünf Jahre später gab es eine erste Bearbeitung des Stoffes mit dem Titel A Star Is Born (dt.: Ein Stern geht auf) durch William A. Wellman.
1954 widmete sich George Cukor dem Thema erneut. Er nahm die Version von 1939 als Vorlage und liess das Ganze zu einem Musikfilm umschreiben. Für ihn war A Star Is Born (dt.: Ein neuer Stern am Himmel) nicht nur das erste Musical, sondern auch sein erster Farbfilm. Weitere Neuverfilmungen folgten 1976 mit Barbra Streisand und 2018 mit Lady Gaga in der Hauptrolle.
In den Grundzügen bleibt die Geschichte von A Star Is Born immer dieselbe: eine junge, talentierte Sängerin wird von einem erfolgreichen Schauspieler oder Rockstar entdeckt und gefördert. Er ist der Erste, der wirklich an sie glaubt und auch nicht der Überzeugung ist, dass ihr Aussehen oder ihr Name den Weg zum Star verbauen könnte. Er verschafft ihr Auftrittsmöglichkeiten und erste Verträge. Die Nachwuchskünstlerin wird schnell zum neuen Superstar und die Erfolge reihen sich aneinander. Bereits nach kurzer Zeit verlieben sich die beiden Hauptfiguren ineinander und heiraten schliesslich; sehr zum Missfallen ihres Managements.
Überschattet werden die Ehe und der steile Karriereaufstieg der jungen Frau (bei Judy Garland heisst sie Esther Blodgett und erhält später den Künstlernamen Vicki Lester), von der Alkoholabhängigkeit ihres Mannes (Norman Maine; 1954 gespielt von James Mason). Diese verschlimmert sich, als es mit seiner eigenen Karriere immer weiter bergab geht und er hinter seiner Frau zurückstehen muss. In seiner Verzweiflung und durch die Angst, ihr im Weg zu stehen, nimmt Norman sich das Leben. Der Film endet mit dem ersten Auftritt von Esther nach seinem Tod, bei dem sie ihm vor grossem Publikum die letzte Ehre erweist.
Regie führte bei dem Film von 1954 George Cukor, der sich bereits in What Price Hollywood? mit dem Thema auseinandergesetzt hatte. Die Idee für die Neuverfilmung hatte jedoch der Filmproduzent und damalige Ehemann von Judy Garland, Sidney Luft. Er sah die Chance mit dem Projekt, die Karriere seiner Frau wiederzubeleben und sich selbst zu profilieren.
Das Studio Warner Bros nahm das Projekt gerne an. Das Fernsehen war in den letzten Jahren immer populärerer geworden und die Zuschauerzahlen in den Kinos gesunken. Es musste also ein Kassenschlager her. So scheute das Studio auch keine Kosten. A Star Is Born war der teuerste Film, den Warner Bros bis dahin produziert hatte und der zweitteuerste überhaupt.
Die Dreharbeiten dauerten von Oktober 1953 bis Juli 1954. Da die Konkurrenz bereits erfolgreich ein Breitbildverfahren angewandt hatte, wurde, nachdem erste Szenen bereits gedreht waren, auf das neuentwickelte WarnerScope-Format umgerüstet. Das hatte zur Folge, dass einige Szenen noch einmal neu aufgenommen werden mussten.
Auch der Film selbst war ausserordentlich lang: Die Premieren-Fassung dauerte 181 Minuten. Da sich die Kinobetreiber jedoch schnell über die Überlänge beschwerten, wurde er nachträglich auf knapp zwei Stunden gekürzt. Da Cukor zu diesem Zeitpunkt für Dreharbeiten in Indien weilte, konnte er die neue Fassung nicht autorisieren, bevor sie in die Kinos kam.
Das Studio liess auch den Kinobesitzern keine Wahl, welche Version sie zeigen wollten und das rausgeschnittene Material wurde entsorgt. Nachdem der Film bei der Premiere viel Lob erhalten hatte, fiel die kurze Kinofassung beim Publikum durch. Finanziell war das sowohl für das Studio, als auch den Produzenten Sidney Luft ein Desaster. Nichtsdestotrotz wurde A Star Is Born in sechs Kategorien für einen Oscar nominiert.
Heute ist eine restaurierte Fassung des Filmes von immerhin 176 Minuten Dauer erhältlich. In den 80er Jahren wurden in aufwändiger Recherche die Originaltonspur sowie einige Fragmente der herausgeschnittenen Szenen ausfindig gemacht. Das weiterhin fehlende Bildmaterial wurde durch Standbilder ersetzt.
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Optisch sowie musikalisch entspricht A Star Is Born von 1954 den höchsten Massstäben seiner Zeit und übertrifft sie teilweise sogar. Besonders für ein Musical der 50er Jahre ist, dass die Gesangsnummern ausschliesslich in Probensituationen, Bühnenauftritte oder Filmausschnitte integriert sind. Da Esther Blodgett/Vicki Lester die einzige Sängerin unter den Hauptfiguren ist, ist sie auch die Einzige die in dem Film singt. Die Songtexte haben zwar keinen Einfluss auf die Handlung, Judy Garland vermittelt uns aber durch ihre ausdrucksvolle Interpretation immer den Eindruck, dass wir gerade einen Einblick in das Seelenleben ihrer Figur erhalten. Ihr Gesang kann, im besten Sinne, als theatralisch bezeichnet werden.
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Die Kompositionen für den Soundtrack lieferte Harold Aren, der auch die Musik für The Wizard of Oz geschrieben hatte. Für Garlands Gesangsnummern schrieb Ira Gershwin die passenden Texte. Der wohl berühmteste Song des Films ist The Man that Got Away aus der Szene, in der Norman Maine endgültig von Esther Blodgetts Talent überzeugt ist und die Geschichte ihren Lauf zu nehmen beginnt.
Sowohl Judy Garland als auch George Cukor waren perfektionistisch veranlagt, was sich ganz besonders bei den Aufnahmen zu dieser Szene zeigte. Sie drehten die Sequenz an mehreren Tagen mit immer unterschiedlichen Einstellungen und teilweise auch Kostümen. Garland hatte den Song zuvor im Studio aufgenommen, sang aber während des Drehs aus vollster Leidenschaft mit, um eine authentische Darbietung abliefern zu können. Laut der Aussage einiger anwesender Personen, habe sie sich an Hand der Reaktionen des Teams der Wirkung ihrer Interpretation versichert.
The Man that Got Away wurde nicht nur zu einem der zentralen Momente des Films, sondern auch zu einem der wichtigsten Songs in Judy Garlands späteren Standard-Repertoires.
Judy Garland: Ein Stern steigt auf und wieder ab
Judy Garland, geboren 1922 als Frances Ethel Gumm in Minnesota, stand bereits als kleines Mädchen auf der Bühne; zunächst in Gesangs- und Tanznummern im Kino ihres Vaters, ab 1932 dann in Los Angeles, wo sie gemeinsam mit ihren älteren Schwestern in Vaudeville-Shows auftrat. Bereits im Alter von sieben Jahren bekam sie eine erste kleine Filmrolle. Mit 13 erhielt sie einen Vertrag bei der Filmproduktionsfirma Metro-Goldwyn-Mayer (MGM).
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Ihre bekannteste Rolle spielte Judy Garland 1939 im Klassiker The Wizard of Oz. Mit Hilfe kindlicher Kostüme und Frisuren wurde die 17-Jährige in ein junges Mädchen verwandelt. Aber auch Judy Garlands grossartiges Spiel mit einer leicht naiv klingenden Sprechstimme, sorgen dafür, dass wir ihr das Kind abkaufen.
Erst wenn sie zu singen beginnt, scheint durch das wunderschöne, tiefe Timbre ihrer Stimme eine überraschende Reife durch. Over the Rainbow ist zu einem der berühmtesten und meistgecoverten Filmsongs aller Zeiten geworden. Das Original hebt sich aber nach wie vor durch den Zauber von Garlands Interpretation von anderen Versionen ab.
Die Umstände der Dreharbeiten waren aber alles andere als märchenhaft und kindgerecht. Zu dieser Zeit war es üblich, dass Kinder und Jugendliche mit Aufputsch- und Betäubungsmitteln für den Dreh fit gemacht wurden. Dieser frühe Kontakt mit Drogen führte Judy Garland in eine Abhängigkeit, aus der sie ihr Leben lang nicht mehr herauskam. In den 1940er Jahren häuften sich die Skandale und ihre Unzuverlässigkeit wurde für die Produktionsfirma untragbar. 1950 wurde schliesslich der Vertrag von MGM aufgelöst.
Darauf folgte eine schwierige Zeit. Judy Garland konnte nicht mehr drehen, litt unter Geldmangel, ihre zweite Ehe ging in die Brüche und sie unternahm einen Selbstmordversuch. Erst die Ermutigungen ihres dritten Ehemannes, Sidney Luft, brachten sie auf die Bühne zurück und sie wurde mit ihrer Gesangsshow zu einer der gefragtesten und bestbezahlten Sängerinnen ihrer Zeit.
Die Neuverfilmung von A Star Is Born sollte sie schliesslich auch als Schauspielerin wieder ins Rampenlicht rücken. Die Voraussetzungen dafür waren ideal: Musical-Filme waren damals sehr populär und Judy Garland als hervorragende Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin eine Idealbesetzung.
Obwohl die Dreharbeiten sehr lange dauerten und das Team mit unzähligen technischen Problemen zu kämpfen hatte, liefen sie in Bezug auf Judy Garland besser, als zu erwarten war. In den ersten Monaten war sie, für ihre Verhältnisse, sehr diszipliniert. Erst als ihr Mann für einige Zeit verreisen musste, begannen die Schwierigkeiten mit unentschuldigten, teils tagelangen, Abwesenheiten und unkontrollierbaren Wutausbrüchen am Set.
Wenn sie aber da war und spielte, war sie unglaublich gut. Der Monolog, in dem Vicki die Verzweiflung über den Alkoholismus ihres Mannes Preis gibt, zeugt von grosser Schauspielkunst. Auch Garlands Gesang wird ihrem Legendenstatus gerecht; technisch makellos und ausdrucksstark sorgt er für grosse Emotionen. Ihr Spielpartner James Mason äusserte mehrmals öffentlich, dass ihr die Unberechenbarkeit auf Grund der ausserordentlichen Leistung zu verzeihen sei.
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Obwohl die erhofften Zuschauerzahlen nach den Kürzungen bei weitem nicht erreicht wurden, erhielt Judy Garland für ihre Darbietung zunächst die verdiente Beachtung. Unter anderem wurde sie mit einem Golden Globe ausgezeichnet und schliesslich für einen Oscar nominiert. Nach dem Spezialpreis der Academy für jugendliche Darsteller*innen (1940), wäre es für sie das erste grosse Goldmännchen gewesen.
Die Sache schien schon im Vorhinein klar zu sein; niemand zweifelte daran, dass Garland den Oscar gewinnen würde. Da sie einen Tag vor der Verleihung ihr drittes Kind geboren hatte, verfolgte sie die Zeremonie aus dem Krankenhausbett. Dort wurde sie von einem Fernsehteam überrascht, dass sie im Moment des Triumphs begleiten wollte.
Es kam jedoch ganz anders. Die Academy hatte sich entschieden, den Preis dem damaligen Shooting-Star Grace Kelly zu verleihen. Judy Garland ist über diese Enttäuschung nie hinweggekommen.
Dramatischer hätte die Geschichte um den Film A Star Is Born nicht sein können: Eine einzige Rolle soll es richten und dem Star wieder zu neuem Glanz verhelfen. Das Unvorstellbare gelingt und die am Boden geglaubte Schauspielerin Judy Garland läuft zu Bestform auf. Schliesslich zerbricht sie aber an genau diesem Erfolg, nachdem ihr die ganz grosse, verdiente, Ehre verwehrt wurde.
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Judy Garlands Stimme bleibt in Erinnerung: Was machte ihren Gesang so besonders?
Judy Garland war bei den Dreharbeiten zu A Star Is Born 32 Jahre alt. Bereits zu diesem Zeitpunkt war ihre Stimme, durch das älter werden aber auch durch ihren Lebenswandel, etwas tiefer und rauer geworden, als er es in ihren Jugendjahren war. Sie hat dadurch aber nichts an ihrer Wärme und samtigen Qualität verloren.
Ihr stand ein Tonumfang von etwas mehr als zwei Oktaven zur Verfügung, was für eine ausgebildete Sängerin eher im unteren Durchschnittsbereich liegt. Garlands grosse Stärke lag zweifellos in der Interpretation. Sie sang nie nur um des Singens Willen, sondern immer auch um eine Emotion oder eine Message zu transportieren. Der Gesang war immer klar an jemanden adressiert oder wandelte sich, manchmal ganz plötzlich, in einen persönlichen, inneren Monolog.
Umgesetzt hat sie das nicht nur durch die Artikulation der Texte, sondern auch die perfekte Kontrolle über ihre Stimme. Sie verstand es, das Tempo und die Lautstärke gefühlvoll zu variieren. Zur Ausgestaltung nutzte sie die Techniken des populären Gesangs. Mit ihrer vollen Altstimme standen ihr auch die tieferen Lagen in der Nähe der Sprechstimme kraftvoll zur Verfügung. Scheinbar mühelos gelangen ihr Übergänge zwischen fast gehauchten Passagen zu einem starken Belt, der aber nie ins Schreien ausuferte.
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In vielen Aufnahmen hört man Judy Garland in entscheidenden Songstellen weiter auseinanderliegende Töne, mit einem Glissando zu verbinden. Sie sang auch kaum eine längere Note ohne sie mit ihrem markanten Vibrato auszuschmücken. Auch die gebelteten, langgezogenen Schlusstöne verstand sie mit einem klaren, geraden Klang zu beginnen, um gleichzeitig mit dem Steigern der Lautstärke zu einem Vibrato zu öffnen.
Judy Garland war zwar keineswegs die erste bekannte Sängerin, die diese Techniken einsetzte, stach aber neben ihrer Interpretationsfähigkeit auch mit ihren vielseitigen Talenten als Sängerin, Tänzerin und Showmasterin aus der Masse heraus. So hatte sie auch eine enorme Reichweite und beeinflusste viele Sängerinnen nachfolgender Generationen, darunter auch Barbra Streisand und Lady Gaga.
Garlands Gesang liefert auch heute noch den Zuhörer*innen viele Anknüpfungspunkte. Es sticht kein auffälliges stimmliches Merkmal oder die exzessive Verwendung einer Technik, die ihr besonders gut liegt, heraus. Viel eher klingt er erstmal allgemeingültig und selbstverständlich, als gäbe es keine andere mögliche Art, diesen bestimmten Song zu singen. Gleichzeitig lädt er durch die feinfühlige, individuelle Gestaltung zu einer Reise durch verschiedene Gefühlswelten ein.
Nicht umsonst wird Judy Garland häufig als eine der bedeutendsten Sängerinnen aller Zeiten bezeichnet. Wie so oft gibt es für solche Einordnungen keine klaren Kriterien. Sie hatte im Vergleich zu anderen keinen übermässig grossen Stimmumfang, war wohl auch nicht die beste Technikerin aller Zeiten, aber in punkto Emotionalität und Songgestaltung gehört sie zweifellos und zeitlos zu den ganz Grossen.









