Klassenarbeiten und Prüfungen mag keiner so richtig gerne. Und manchmal sind wir vorher auch ein bisschen nervös oder gestresst. Prüfungsangst ist ein häufiges Problem für Kinder jeden Alters.
61% aller Schüler sind zu einem bestimmten Zeitpunkt ihrer schulischen Laufbahn von dem Prüfungsangst betroffen, darunter selbst hochbegabte Kinder. Manche Schüler erleben die Angst jedoch viel häufiger und stärker als andere, was zu schwerwiegenden Problemen in der Schule führen kann.

Die Angst kann auftreten, wenn:
- Kinder daran denken, eine Klassenarbeit zu schreiben
- Sie sich auf eine Klassenarbeit vorbereiten
- Während der Klassenarbeit
Dein Kind bewertet den Grad der Bedrohung durch die Prüfung unbewusst. Dementsprechend variiert seine Angstreaktion: Je größer die wahrgenommene Bedrohung, desto größer die Angst.
Wie funktioniert Angst?
Sobald das Gehirn eine Bedrohung wahrnimmt, schaltet das Nervensystem einen Gang höher und löst eine Flut von Hormonen aus, um uns bereit zu machen für Kampf oder Flucht.
Das Stresshormon Cortisol ist dabei der Hauptschuldige. Obwohl es in kleinen Dosen natürlich sehr nützlich ist, zum Beispiel, wenn wir von einem wilden Tier gejagt werden, beeinträchtigt eine Überflutung unseres Gehirns durch Cortisol und andere Stresssymptome die kognitiven Fähigkeiten negativ.
Kurzum: Cortisol und Klassenarbeiten vertragen sich nicht gut.
Wie äussert sich das bei Deinem Kind? Wenn Dein Kind unter Prüfungsangst leidet, kennst Diu möglicherweise einige der verräterischen Symptome:
- Prüfungsangstschüler schieben gerne alles auf,
- Sie verbringen mehr Zeit mit der Vorbereitung auf Tests als Kinder mit geringer Testangst.
- Sie verbringen bis zu 40% ihrer Zeit mit Gedanken, die nichts mit der Aufgabe zu tun haben
- Sie schneiden bei standardisierten Prüfungen schlechter ab,
- Sie zeigen häufig wenig Motivation
- Sie haben häufiger eine negative Selbsteinschätzung als nicht ängstliche Schüler.
Andere Verhaltensweisen, die mit grosser Prüfungsangst verbunden sind, sind Gedächtnis- Aufmerksamkeit- und Konzentrationsschwierigkeiten, die Folgendes beeinträchtigen:
- Das Lesen und Verstehen von Anweisungen
- Das Abrufen von Wörtern, Fakten und Konzepten
- Die Organisation von Gedanken und Antworten
Wenn Dein Kind also Prüfungsangst hat, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es bei Prüfungen schlechte Leistungen erbringt, selbst wenn er den Inhalt zu Hause noch konnte.
Das Kind kann sich während der Arbeit überfordert fühlen und entweder kurzfristig eine geistige Blockade entwickeln oder längerfristig sogar eine Lernblockade.
Vielleicht ist Dir (oder dem Lehrer) schon aufgefallen, dass es bei Arbeiten schummelt oder am Tag der Prüfung Krankheit vortäuscht, um die Schule zu verpassen? Das hat nichts mit mangelnder Lernmotivation zu tun, sondern mit der Angst vor der Prüfungssituation.
Untersuchungen zeigen, dass Grundschüler häufiger körperliche Anzeichen von Prüfiungsangst zeigen, wie z. B. verschwitzte Handflächen, Magenverstimmung, flache Atmung, Muskelverspannungen und erhöhte Herzfrequenz.
Bei älteren Schülern treten häufiger Verhaltensauffälligkeiten auf wie Vermeidung.
Schüler mit (Lern-)Behinderungen haben ebenfalls häufiger Angst vor Prüfungen als Gleichaltrige ohne Behinderung. Bei der Diagnose eines Schülers mit Prüfungsangst ist es also wichtig, andere potenzielle Schwierigkeiten zu erkennen, wie Dyspraxie oder Legasthenie. In diesem Fall kannst Du mit dem Lehrer vereinbaren, dass Dein Kind entweder zusätzliche Zeit bekommt, um eine Prüfung zu beenden oder in der gleichen Zeit weniger Aufgaben bewältigen muss. Diese kleinen Vereinbarungen können Angstzustände lindern und die Noten verbessern.
Prüfungsangst nimmt im Laufe der Schulzeit eher immer weiter zu als ab. Von alleine verschwindet sie eher nicht... Wie also dann? Glücklicherweise gibt es einige Strategien, mit denen Eltern ihren Kindern helfen können, Prüfungsangst abzubauen.
Strategien zum Umgang mit Prüfungsangst
Die Strategien, um Prüfungsangst beim Kind zu reduzieren, können flexibel eingesetzt werden, denn jedes Kind ist anders. Am besten arbeitet man sich durch die Trickkiste, bis etwas funktioniert:

- Achte darauf, dass Dein Kind nicht zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt. Auch das ist wichtig für guten Schlaf. Halte alle Bildschirme - Fernseher, Tablets, Computer und Mobiltelefone - besonders nachts vom Zimmer Deines Kindes fern. Idealerweise schaut Dein Kind mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr auf einen Bildschirm.
- Sorge für gesunde Ernährung. Essen ist der Treibstoff für den Körper. Zuckerhaltiges, gepufftes Getreide zum Frühstück ist natürlich eine beliebte Wahl unter Kindern, der Blutzuckerspiegel sinkt aber schneller und das Kind fühlt sich schneller schlapp. Vollkorn-Toast mit einer Scheibe Käse oder zuckerfreies Müsli ist eine bessere Wahl für ein anhaltendes Energieniveau.
- Hilf Deinem Kind, sich gut auf die Arbeit vorzubereiten. Es ist weniger wahrscheinlich, dass Dein Kind Angst vor einer Arbeit hat, wenn es den Lernstoff gut beherrscht. Frage, ob Dein Kind Hilfe benötigt, und stelle sicher, dass es ausreichend Zeit zum Lernen einplant. Bitte eventuell den Lehrer um Vorschläge zu Lernmaterialien oder einer Übungs-Arbeit.
- Viele Lehrer empfehlen, zuerst die einfachsten Fragen zu beantworten und später zu den schwierigeren zurückzukehren. Der Schüler sollte alle Anweisungen sorgfältig lesen und seine Antworten überprüfen, auch um Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden. Das kann helfen, sich während der Klassenarbeit sicherer zu fühlen.


- Übe mit Deinem Kind Entspannungstechniken: Gleichmässiges, tiefes Ein- und Ausatmen, Fäuste feste ballen und dann locker lassen oder sich zwingen, zu Gähnen. Dein Kind kann auch üben, sich neu zu konzentrieren, wenn es weiss, dass es eine Frage verbockt hat.
- Eine weitere Technik, die gut funktioniert ist eine Technik namens Klopfen, eine emotionale Selbsthilfetechnik, bei der man sich selbst bei akut unangenehmen Gefühlen wie beispielsweise Angst, auf verschiedene Körperpunkte klopft. Das führt zu einer Veränderung der neuronalen Verarbeitung von Emotionen im Gehirn. Negative Gefühle können sich schnell reduzieren oder sogar auflösen. Das klingt esoterisch, funktioniert aber! Der renommierte deutsche Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Michael Bohne hat zu dem Thema mehrere Sachbücher veröffentlicht, darunter "Klopfen mit Kindern".
- Auch eine positive Neuformulierung der Symptome von Prüfungsangst kann sich auf die schulische Leistung auswirken. Erkläre Deinem Kind, dass seine körperlichen Reaktionen wie verschwitzte Handflächen oder schneller Herzschlag hilfreich sein können, um schnell nachzudenken und zu argumentieren. Schüler, die ein bisschen Stress haben, schneiden tatsächlich besser ab! Er darf nur nicht so viel werden, dass gar nichts mehr geht. Eine positive Neuformulierung kann dafür sorgen, dass das Kind es schafft, sich zu konzentrieren, selbst wenn sein Körper unter Stress steht.