Kapitel
- 01. Die Finanzkrise von 2008
- 02. Die Dotcom-Blase
- 03. Die Ölpreiskrise 1973
- 04. Die Weltwirtschaftskrise 1929
- 05. Die Französische Revolution als Konsequenz einer Wirtschaftskrise
- 06. Die Finanzkrise von 1763
- 07. Die Mississippi-Blase
- 08. Die Südseeblase
- 09. Die Tulpenmanie in den Niederlanden
- 10. Spaniens Staatsbankrotte im 17. Jahrhundert
- 11. Lerne mehr über die Ursachen von Wirtschaftskrisen
Finanz- und Wirtschaftskrisen sind nichts Neues, es gibt sie schon seit Hunderten von Jahren, also eigentlich seit systematisch gewirtschaftet wird.
Im Folgenden stellen wir Dir die wichtigsten Wirtschaftskrisen im Überblick vor.
Die Finanzkrise von 2008
Die Wirtschaftskrise 2008 wird von vielen als die zweitschlimmste Weltwirtschaftskrise – nach der Great Depression ("Grosse Depression") von 1929 – aller Zeiten angesehen. Die Finanzkrise von vor 11 Jahren richtete grosses Unheil im Bankensektor und der Wirtschaft allgemein an und führte zu einer starken weltweiten Rezession.
Im Gegensatz zu kleineren Einbrüchen war das Unheil nicht innerhalb eines Jahres überstanden – nein, die Wirtschaftskrise von 2008 dauerte mehrere Jahre an und manche Länder (wie beispielsweise Griechenland) haben sie immer noch nicht ganz überwunden.

Doch werfen wir mal einen Blick zurück.
Alles begann im Jahr 2007, als die Immobilienblase in den USA platzte. Diese war dadurch entstanden, dass zu viele Darlehen an Personen mit geringer Kreditwürdigkeit ausgegeben worden waren, also zu viel ungedecktes Kapital im Umlauf war.
Zwar hatten mehrere Experten davor gewarnt, dass dies passieren würde, doch die Warnungen fielen auf taube Ohren, denn wie so oft ist den Geldgebern der schnelle Profit wichtiger als nachhaltiges Wirtschaften.
In der Folge eskalierte die Lage rasant: Die geplatzte Blase führte zu einer Abwärtsspirale auf den Finanzmärkten und im Bankensystem – in den USA, aber auch darüber hinaus.
Ein grosser Name, den man mit dem Banken-Crash in Verbindung bringt, ist Lehman Brothers, eine Investmentbank, die 2008 bankrott ging. In anderen Ländern sahen sich Regierungen dazu gezwungen, systemrelevante Banken zu retten – Stichwort: too big to fail.
Die ZEIT hat zehn Jahre später rekapituliert, was genau damals eigentlich mit der Investmentbank Lehman passiert ist. Eine spannende Lektüre!
Jedenfalls erholte sich die Weltwirtschaft nach dieser Weltwirtschaftskrise 2008 deutlich langsamer, als man eigentlich gedacht hätte, und die Folgen waren (und sind) noch Jahre später zu spüren. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Schicksalen, die Familien und Unternehmen direkt nach der Krise ereilten.
Es folgten ausserdem sehr strenge Sparmassnahmen, die einigen Euro-Ländern gegen ihren Willen auferlegt wurden und bis heute stark umstritten sind, und viele Menschen weiter ins Unglück stürzten (auch wenn sie in manchen Ländern der Wirtschaft im Allgemeinen vielleicht geholfen haben).
Das Problem ist immer das Gleiche: Was müssen einzelne Staaten, Unternehmen und Menschen auf sich nehmen, damit die Gesamtwirtschaft wieder ins Rollen kommt? Und gibt es nicht auch einen anderen Weg?
Bekannte Ökonomen von früher und heute werden immer durch den aktuellen Kontext beeinflusst – so hat die Wirtschaftskrise von 2008 ebenfalls zahlreiche moderne Wirtschaftsmodelle geprägt.
Die Dotcom-Blase
Eine Wirtschaftskrise, die insbesondere mit den USA in Verbindung gebracht wird, ist das Platzen der sogenannten "Dotcom-Blase" – ein Paradebeispiel für Spekulationsblasen und Marktschwankungen.
Ende der 1990er-Jahre wuchs der Internetsektor rasant an, was sich vor allem darin niederschlug, dass zahlreiche Internetfirmen an die Börse gingen und ihre Aktien schnell an Wert gewannen.
Doch nach dem Höhepunkt im Jahr 2000 ging der Wert von Internetfirmen im Nasdaq Composite (= grösster Aktienindex an der NASDAQ) wieder zurück, die Blase platzte und die Aktienkurse gingen in den Keller. Viele Unternehmen mussten ihr Geschäft aufgrund der Krisenverluste aufgeben. Doch es gab auch ein paar "Überlebende", die sich in der Folge wieder berappelten, wie z.B. eBay.
Die Ölpreiskrise 1973
Zur ersten (und folgenreichsten) Ölpreiskrise (auch "Ölpreisschock" oder "Ölkrise" genannt) kam es im Herbst 1973 anlässlich des Jom-Kippur-Krieges. Die Organisation arabischer Erdöl-Export-Staaten, OAPEC, drosselte bewusst die Förderung von Öl (um ca. 5 %), um westliche Länder unter Druck zu setzen (es ging dabei um deren Unterstützung Israels im Krieg).
Außerdem setzten einige OPEC-Staaten ein Ölembargo als politisches Kalkül ein, um Erdöl importierende Staaten noch mehr unter Druck zu setzen.
Diese Spannungen beeinflussten die gesamte Weltwirtschaft und führten zum explosiven Anstieg des Ölpreises in den betroffenen Ländern: Der Ölpreis wurde fast vervierfacht!
Das Embargo führte außerdem zu einer Angst vor – und tatsächlichen – Ölknappheit. Aufgrund der Benzinknappheit ordneten zahlreiche westliche Staaten autofreie Sonntage an – meine Mutter hat gute Erinnerungen, wie sie als Kind mit ihren Eltern durch autofreie Straßen spazierte.
Doch für die Gesamtwirtschaft hatte die Ölpreiskrise in zahlreichen Ländern negative Auswirkungen.
Die Weltwirtschaftskrise 1929
Die Weltwirtschaftskrise ("The Great Depression", "die Grosse Depression") von 1929 ist wahrscheinlich das berühmteste Beispiel eines weltweiten Kollaps der Wirtschaft.
Alles begann am sog. "Schwarzen Donnerstag" mit dem Crash der New Yorker Börse ("Wall Street Crash") im Oktober 1929, dem dramatischsten Börsenkrach der Geschichte.
Die Krise wurde zwar in den USA ausgelöst, führte aber zu einem Dominoeffekt, der die ganze Weltwirtschaft erfasste und als verheerendste Weltwirtschaftskrise in die Geschichtsbücher eingehen sollte.
Die Grosse Depression wird gerne als Paradebeispiel des "Boom and Bust Cycle" herangezogen, also dem zyklischen Verlauf der Wirtschaft (Auf und Ab, Wachsen und Platzen von Blasen usw.).
Sie führte zu:
- steigender Arbeitslosigkeit
- sinkenden BIPs
- Rezessionen in zahlreichen Ländern
Offiziell ging es ab 1933 wieder langsam bergauf, doch viele Länder hatten noch Jahre später mit den Folgen des Krachs zu kämpfen.
Übrigens: John Maynard Keynes ist der Meinung, dass die Krise mit den richtigen wirtschaftspolitischen Werkzeugen verhindert hätte werden können. In seinem Werk Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes von 1936 führt er seine Ideen und Ansätze genauer aus. Es ist immer eine gute Idee, die Wirtschaftsbücher bekannter Ökonomen zu lesen, um ihre Wirtschaftsmodelle zu verstehen.
Die Französische Revolution als Konsequenz einer Wirtschaftskrise
Wie bereits erwähnt, sind Wirtschaftskrisen nichts Neumodisches, es gibt sie schon seit langer Zeit und sie treten immer wieder auf.

Ein weiteres erwähnenswertes Beispiel ist die Französische Revolution. Normalerweise verbindet man diese natürlich eher mit den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen, doch man darf nicht vergessen, dass ein Auslöser eine Wirtschaftskrise bzw. zu hohe Verschuldung des Königs war.
Der amtierende König zu der Zeit war – wie Du vielleicht weisst – Ludwig XVI. Abgesehen von einem Lebensstil im Überfluss gab er auch viel Geld dafür aus, Kriege im Ausland zu unterstützen. Ausserdem lebte der französische Adel (und z.T. auch Klerus) im Allgemeinen in Saus und Braus, während die einfache Bevölkerung Hunger leiden musste.
Zusätzlich zur sozialen Ungerechtigkeit war es auch der drohende Staatsbankrott, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Die Finanzkrise von 1763
Diese Krise ist weniger bekannt, weist aber erstaunlich moderne Züge auf.
Es handelt sich dabei um eine Kreditkrise, in deren Mittelpunkt die niederländische Bank de Neufville Brothers stand (Finanzplatz Amsterdam).
Abgesehen von der belangloseren Parallele, dass sowohl 1763 als auch 2008 eine Bank mit "Brothers" im Namen kollabierte, führen viele an, dass der Grund der Krisen erschreckend ähnlich war: nicht ausreichend gedeckte Kredite, was die jeweiligen Banken anfällig machte.
Traurig, dass manche Fehler immer wieder gemacht werden müssen, bis jemand daraus lernt …
Die Mississippi-Blase
Eins der frühsten Beispiele einer Spekulationsblase ist die sog. Mississippi-Blase, die im 18. Jahrhundert in der französischen Kolonie Louisiana in Amerika platzte.
Im Jahr 1717 wurde die französische Mississippi-Kompanie (Compagnie de la Louisiane ou d’Occident) gegründet – insbesondere für das Wirtschaften in den französischen Kolonien in Amerika.
Es kam zu einer Aktienblase um die Kompanie, da die Banque Royale immer mehr Banknoten druckte und Anleihen ausgab, sodass Aktien der Mississippi-Kompanie gekauft werden konnten.
Ausserdem löste die Aktienblase auch eine Spekulationswelle auf dem Immobilienmarkt aus. Durch Umschuldungen wurde die Staatsverschuldung kaschiert, doch die masslose Überbewertung der Aktiengesellschaft flog schliesslich auf – 1720 kam es zum Platzen der Blase.
Der Aktienkurs fiel in den Keller und zog die gesamte französische Börse mit runter.
Die Südseeblase
Frankreich hatte seine Mississippi Bubble, das Vereinigte Königreich eine ganz ähnliche Blase: die Südseeblase.
In Englands Fall stand die South Sea Company im Mittelpunkt der Spekulationen am Aktienmarkt. Nach einem beeindruckenden Anstieg kollabierte der Aktienkurs im Jahr 1720, was auch auf die Wirtschaft auf der Insel einen dramatischen Einfluss hatte.
Die Tulpenmanie in den Niederlanden
Eine weitere sehr bekannte Spekulationsblase, die fast zum Kollaps der niederländischen Wirtschaft führte, ist die Tulpenmanie von 1636/1637. Sie wird als eine der ersten wirtschaftlichen Blasen gesehen.

Was ist genau passiert? Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Tulpenpflanze in den Niederlanden erstmals eingeführt. Sie erfreute sich innerhalb kürzester Zeit grösster Beliebtheit und war heissbegehrt.
Da aber Tulpen ja ein natürliches Produkt und als Pflanze von der Jahreszeit abhängig sind, wurde ein zukünftiger Markt geschaffen: Man konnte das Recht erwerben, zu einem späteren Zeitpunkt Tulpenzwiebeln zu kaufen.
Dieser Handel mit begehrten Produkten, die noch gar nicht existierten, führte zu einer Spekulationsblase, was den Tulpenpreis extrem in die Höhe trieb. Manche Tulpenverrückte verkauften sogar ihr Hab und Gut oder gaben ein ganzes Jahresgehalt aus, um sich die Tulpenzwiebeln (bzw. das Versprechen darauf) leisten zu können.
Wie zu erwarten war, kam es 1637 zum Crash, was zahlreiche Familien in Armut stürzte. Der Film Tulpenfieber aus dem Jahr 2017 zeigt dieses Phänomen auf eindrückliche Art und Weise.
Spaniens Staatsbankrotte im 17. Jahrhundert
Das Spanische Reich war insbesondere bekannt für seine Entdeckungen in der Neuen Welt und die Suche nach und Förderung von Gold. Die Reichtümer, die Spanien beispielsweise vom amerikanischen Kontinent zurück nach Europa brachte, stärkten die spanische Währung und machten das Land zu einem der einflussreichsten Königreiche der damaligen Welt.
Doch zahlreiche Kriege (u.a. gegen England) sowie eine hohe Inflation (aufgrund des ständigen Nachschubs an Gold und Silber) legten die spanischen Geldreserven nach und nach trocken.
Insgesamt erwies sich der Reichtum Spaniens gleichzeitig als Fluch und Segen. Spanien musste im 17. Jahrhundert ganze sechsmal den Staatsbankrott erklären:
- 1607
- 1627
- 1647
- 1652
- 1662
- 1666
Das muss man erstmal schaffen innerhalb eines (Dreiviertel-) Jahrhunderts …
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Lerne mehr über die Ursachen von Wirtschaftskrisen
Die 10 Wirtschaftskrisen, die wir in diesem Artikel behandelt haben, sind nur einige von vielen Beispielen eines Wirtschaftskollaps. Je nachdem, wie alt Du bist, hast Du die Wirtschaftskrise von 2008 selbst miterlebt (oder zumindest von Deinen Eltern davon gehört) und einige der anderen Beispiele sind Dir vielleicht aus der Schule oder dem Wirtschaftsstudium bekannt.
Auch wenn sich einige der Krisen ähneln, gibt es meist mehrere und oft ganz unterschiedliche Faktoren, warum es zu einer Wirtschaftskrise kommt:
- Spekulationsblasen
- Ungedeckte Kredite
- Hohe Inflation
- Probleme im Bankensystem
- uvm.

Deshalb kann es helfen, sich den geschichtlichen Kontext und die genauen Ursachen von Wirtschaftskrisen etwas genauer anzusehen. So können zukünftige Krisen verhindert, gemildert oder zumindest besser verstanden werden.
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