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Mal ehrlich, wundert Ihr Euch immer noch, was Eure Yogamatte mit dem so oft angepriesenen Seelenfrieden zu tun haben könnte?
Auch wenn sich Yoga hierzulande immer größerer Beliebtheit erfreut, gibt es nur wenige Yogis, die über die Herkunft dieser Praxis Bescheid wissen.
Damit Ihr bestens auf Eure Yoga Sitzung vorbereitet seid, haben wir von Superprof in diesem Artikel deshalb das Hintergrundwissen zur Geschichte des Yoga zusammengefasst.
Egal ob Ihr zu den neugierigen Yoga-Neulingen gehört oder bereits länger praktiziert, und ob es Euch dabei vorrangig um Euer körperliches Wohlbefinden geht oder ob Ihr Euch auch für die spirituellen Aspekte interessiert – mit Sicherheit habt Ihr Euch irgendwann gewundert, was denn genau hinter Eurer liebgewonnenen Freizeitaktivität steckt.
Schon gut, Yoga ist kein Sport, sondern ein Lebensweg, heißt es. Es hilft, Körper und Seele in Einklang zu bringen. Aber das klingt alles sehr abstrakt und vereinfacht!
In Wirklichkeit verbergen sich hinter dieser Lebensphilosophie eine Vielzahl von Denkansätzen und Praktiken.
Um diese uralte Lebensphilosophie besser verstehen zu können, lohnt sich eine gedankliche Zeitreise zum Zeitpunkt ihrer Entstehung.
Die Wiege des Yoga liegt in Indien
Wie definiert man Yoga?
Das Wort Yoga stammt aus dem Sanskrit und lässt sich mit «Joch» übersetzen. Ein heutzutage nicht mehr allzu geläufiger Begriff, unter dem man ein Zuggeschirr versteht, mit dem Ochsen zusammengebunden werden, um einen Wagen zu ziehen.
Kurz: eine «Verbindung», «Vereinigung» oder «Einheit».
Gemeint sind damit einerseits die Selbsterkenntnis und die Kunst, Körper und Seele durch Techniken wie Meditation und Konzentration in Einklang zu bringen.
Außerdem geht es dabei um das Einswerden von Atman (der Seele eines einzelnen Menschen) mit Brahman (dem Allumfassenden und Göttlichen).
Natürlich ist diese Technik nicht einfach im Handumdrehen entstanden. Sie ist das Ergebnis jahrtausendelanger Weiterentwicklung und Anpassung.
Beispielsweise war Yoga ursprünglich eine rein spirituelle Praxis, wobei die Yogastellungen, die sogenannten Asanas, allein der Vorbereitung auf das stundenlange Meditieren dienten.
Erst im Laufe der Zeit wurden die körperlichen Übungen hinzugefügt, wodurch Yoga immer mehr der Technik ähnelte, die heutzutage z.B. in Kursen für Yoga München übermittelt wird.
Wie ist Yoga entstanden?
Die Wurzeln der Lehre reichen mehrere Jahrtausende zurück und verlieren sich im Dunkel der Vorgeschichte.
Seit den 1920er Jahren werfen Ausgrabungen im Indus-Tal zahlreiche Fragen auf. Einige 5500 Jahre alte Abbildungen lassen nämlich vermuten, dass bereits in der Indus-Kultur in der Bronzezeit Yoga praktiziert wurde.
Über den genauen Entstehungszeitpunkt des Yoga sind Historiker sich allerdings bis heute nicht einig. Zwar lassen sich auf den winzigen ausgegrabenen Siegeln sitzende Personen erkennen, deren Haltung einer Yoga Position ähnelt.
Allerdings sind die restlichen Inschriften bis heute nicht entschlüsselt worden, wobei sich auch nicht eindeutig belegen lässt, ob es dabei tatsächlich um ein Schriftsystem handelt.
Generell gibt es sehr wenige Aufschlüsse über diese lange verschwundene Zivilisation. Es wird vermutet, dass die Menschen pazifistisch lebten und es keine ausgeprägte Hierarchie in ihrer Gesellschaft gab.
Aufgrund fehlender eindeutiger Überlieferungen bleibt es also vorerst ein Rätsel, ob und in welcher Form in der Indus-Zivilisation Yoga praktiziert wurde.

Andere Historiker sehen den Ursprung des Yoga wiederum im Tapas. Gemeint sind nicht die leckeren Häppchen, die in Spanien serviert werden. Im Sanskrit bedeutet das Wort „Glut“ oder „Hitze“ und steht mit einer sehr strengen, spirituellen Praxis der Brahmanen in Verbindung.
Sie sind Zeichen der Hingabe zu Gott und stärken die Willenskraft und das Durchhaltevermögen.
Tapas wird zwar oft mit Askese gleichgestellt, aber hat in Wirklichkeit eine viel weitere Bedeutung: auch das Ausüben anstrengender, schwieriger Übungen, Schweigegelübde, Schlafentzug, Barfußlaufen, sich Hitze oder Kälte auszusetzen oder sich ausschließlich von Neemblättern zu ernähren.
Doch es ist nicht damit getan, all diese Strapazen auf sich zu nehmen. Ziel des Tapas ist es, auch in schwierigen Lebensumständen ruhig und gelassen zu bleiben.
Nur durch eine solche „Reinigung der Sinne“, glaubten die Brahmanen, könne ein mentales Glücksgefühl und damit ein Zustand der Erleuchtung erreicht werden.
Zum Glück hat sich die Einstellung der Yogis im Laufe der Zeit grundlegend geändert. Yoga wird längst nicht mehr praktiziert, um Stärke zu demonstrieren. Viel eher dient es dazu, mit der göttlichen, kosmischen Energie eins zu werden.
Keine Angst also, bei Superprof erwartet Euch keine Quälerei. Denn unsere Yogalehrer kümmern sich rührend um Euer Wohlbefinden!
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Alte Schriften als Leitfaden für einen Lebensweg
Erste Vermerke auf Meditations- und Atemtechniken sowie Chakren und der Kundalini-Kraft findet man in Versform bereits in den Upanishaden, eine Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus, die etwa 700 Jahre vor unserer Zeitrechnung entstanden.
Heutzutage existieren eine Vielzahl moderner Yoga Stile, die sich teilweise grundliegend unterscheiden, zum Beispiel:
- Vinyasa Yoga
- Ashtanga Yoga
- Flow Yoga
- Iyengar Yoga
- Hatha Yog
- Yoga Nidra
- Kundalini Yoga
- Lachyoga (hier findet Ihr mehr Infos zum Thema)
Egal welchen dieser Stile Ihr für Euch entdeckt – sie alle basieren auf demselben überlieferten Text. Die Rede ist vom Yoga Sutra, zu Deutsch „Yoga-Leitfaden“.
Der aus 195 Versen bestehende Text entstand zwischen dem 5. Und dem 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Die genaue Zeit der Entstehung ist genau wie weiteren Einzelheiten aus dem Leben ihres Verfassers unklar.
Es ist lediglich bekannt, dass es sich um einen indischen Gelehrten namens Patanjali handelt. Patanjali, dem „Vater des Yoga“, werden außerdem eine Grammatik und ein Werk über Ayurveda zugeschrieben.

Das Yoga Sutra gliedert sich in vier Kapitel.
1. Kapitel: Samadhi pada
«Über die Erleuchtung» ist der Titel und das Thema des Anfangs-Kapitels.
Dieses beginnt ganz einfach mit dem Vers „Atha Yoganusanam“, der wie ein schönes Motto klingt: „Jetzt kommt Yoga.“
Der zweiten Sutra kommt eine besonders hohe Bedeutung zu, da Patanjali hier den gesamten Yogaweg in einem Satz bündelt: „Yogas chitta vritti nirodah.“, übersetzt „Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist.“
Das aus 51 Versen bestehende Kapitel gibt Aufschluss auf das Erreichen der Erleuchtung mittels Yoga-Praxis und schildert die Hindernisse auf diesem langen Weg sowie verschiedene Stufen der Erkenntnis bis hin zum ekstatischen Zustand des Überbewusstseins.
2. Kapitel: Sadhana pada
Im Kapitel «Über die Praxis» wird es konkreter. Es beinhaltet 55 Verse mit Anweisungen für die Yoga Praxis, wobei zwei verschiedenen Formen geschildert werden: zum einen Kriya Yoga („Yoga der Tat“), die weiter oben beschriebene Tapas-Praxis sowie Meditationstechniken.
Zum anderen das Ashtanga Yoga („achtgliedriges Yoga“), das klare Lebensregeln definiert und nicht dem gleichnamigen Yogastil verwechselt werden darf.
Der achtgliedrige Pfad hat das Ziel, den Geist zu beherrschen, um immerwährenden Frieden zu erlangen. Er basiert auf folgenden Grundlagen:
- Yama: Moral, Ethik, Haltung gegenüber unserer Umwelt, die wiederum auf folgenden Prinzipien beruht: Ahimsa (Gewaltlosigkeit), Satya (Wahrhaftigkeit), Asteya (Nicht-Stehlen), Brahmachari (Enthaltsamkeit), Aparigraha (Zügelung der Begierde)
- Niyama (Gebote): dazu zählen Shaucha (Reinheit), Santosha (Zufriedenheit), Tapas (Selbstdisziplin), Svadhyaya (Selbststudium), Ishvara-Pranidhana (Annehmen seines Schicksals)
- Asana: die Yogastellungen, körperliche Yoga Übungen
- Pranayama: die Kontrolle des Atems und der Lebensenergie
- Pratyahara: das Rückziehen und Beherrschung der Sinne
- Dharana: die Konzentration
- Dhyana: die Meditation
- Samadhi: die Versenkung, das Einssein und die Verwirklichung des höheren Selbst
3. Kapitel: Vibhuti pada
Das dritte Kapitel «Über die Resultate» besteht aus 55 Versen und greift zunächst noch einmal mit die letzten drei Elemente des oben beschriebenen Ashtanga Yogas auf.
Des Weiteren wird das Erlangen übernatürlicher Kräfte (Siddhi) durch die spirituelle Praxis beschrieben und gleichzeitig vor deren Ausnutzen zu persönlichen Zwecken gewarnt, das sich hinderlich auf das Erreichen der Erleuchtung auswirken kann.
4. Kapitel: Kaivalya pada
Das letzte Kapitel heißt «Über die Befreiung». Wie sein Name verrät, befasst sich Patanjali in diesen 34 Versen ausschließlich mit Kaivala, dem höchsten Ziel des Yoga. Nämlich der Erleuchtung und dem Loslösen von Leiden und allem Irdischen.
Erfahre hier außerdem mehr zur Entstehung der Yoga Gebetshaltung, Stichwort: Namasté.

Die verschiedenen Wege des Yoga
Um den Körper und den Geist zu entwickeln, sind im Laufe der Zeit und besonders im letzten Jahrhundert zahlreiche Yoga Richtungen entstanden.
Aber wie Ihr mittlerweile wisst, werden nicht alle davon auf der Yogamatte praktiziert.
Die traditionellen Yogawege
Die klassischen indischen Schriften beschreiben diese 4 traditionellen Yogawege:
- Bhakti Yoga: das Yoga der liebenden Hingabe, gemeint ist die Verehrung des Göttlichen und der Schöpfung, aber auch eines Gurus
- Jnana Yoga: das Yoga der Erkenntnis der höchsten Wahrheit und des wahren Selbst
- Karma Yoga: das Yoga des selbstlosen Handelns und Dienens
- Raja Yoga: das in Patanjalis Yogasutra beschriebene „königliche Yoga“ beschreibt den Weg zur Erleuchtung durch die körperliche und geistige Kontrolle und ist die Grundlage des modernen Yogas
Die Wege des Kriya Yoga
Wie bereits erwähnt, unterscheidet das Yoga Sutra zwischen dem eher meditativen Ashtanga Yoga mit seinen Geboten und Lebensregeln und dem dazu gegengesetzten Kriya Yoga, dem Yoga des Handelns. Dazu zählen:
- Mantra Yoga: das Rezitieren und Singen von Mantren
- Tantra Yoga: entgegen westlicher Klischees befasst sich diese Lehre zwar mir Sexualität, aber nicht ausschließlich. In Wirklichkeit steht Tantra ebenfalls für die Verbindung von Lebensenergie und Bewusstsein, sowie die spirituelle Vereinigung zweier Gottheiten. Auch das Kundalini-Yoga geht daraus hervor.
- Hatha Yoga: das körperbetonte Yoga

Letzteres gilt in der westlichen Welt als der beliebteste Yogastil und als DAS Yoga schlechthin. Hier kommt man in Bewegung.
Asanas machen Spaß!
Gerade wer Yoga für Anfänger Kurse sucht, findet über das Hatha Yoga den Einstieg in die indische Lebensphilosophie und interessiert sich vielleicht erst nach und nach für die spirituellen Aspekte des Yoga.
Ursprünglich galt Yoga als rein spiritueller Weg auf der Suche nach Erleuchtung. Dabei wurden die Körperstellungen des Hatha Yoga eher als Unterstützung der meditativen Yoga Praktiken entwickelt.
Je mehr Yogis sich der positiven Auswirkungen auf Körper und Seele bewusst wurden, desto mehr Aufmerksamkeit galt dem Hatha Yoga, so dass es bald als eigenständiger Yogastil praktiziert wurde.
Übrigens sind viele weitere Yogastile aus dem Hatha Yoga entstanden. Für all diejenigen, die Konzentration, Gleichgewicht und Ausdauer verbessern und gleichzeitig zur inneren Ruhe finden möchten, ist ganz bestimmt der richtige Stil dabei.
Du willst mehr über dynamische Yoga Arten erfahren?
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Namasté
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