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"Die Schrift ist in China der höchste Ausdruck des Bewusstseins. Auf ein Objekt zu schreiben, ist dem Objekt seine ganze Seele geben, es sich selbst widmen." – Anonym.
Wenn Du eine neue Sprache lernst, entdeckst Du eine neue Welt. Dein Allgemeinwissen erweitert sich und Du lernst viel über die Geschichte. So lernst Du z.B. erst einmal ein neues "Alphabet", die chinesischen Schriftzeichen und dann vergrößerst Du Deine linguistischen Kompetenzen noch etwas weiter in dem Du chinesischen Wortschatz lernst, die Intonation der chinesischen Wörter, die Geschichte China's, die chinesische Küche, die traditionellen Feste, wie etwa das chinesische Neujahr. All das bekommst Du bei einer Reise nach China oder Taiwan mit oder vielleicht auch in Deinem Chinesisch Kurs!
Die chinesische Sprache und ihre Schrift sind so komplex (außer vielleicht für ein/e Muttersprachler/in), dass es definitiv nicht reicht, einfach die phonetische Pinyin Transkription der chinesischen Wörter zu lernen. Du solltest auch die symbolische Bedeutung der chinesischen Zeichen kennen.
In diesem Artikel möchten wir Dir deswegen einen erweiterten Blick auf China bieten, auf die Künste, die altertümlichen Traditionen und die Geschichte Chinas: das chinesische Neujahr, die chinesischen Schriftzeichen, die chinesische Kalligrafie und die Kunst des Tattoos.
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Chinesische Ideogramme: Wie lernst Du zu schreiben?
Die chinesischen Schriftzeichen sind das älteste heute noch benutzte Schriftsystem. Es reicht bis zur Vorgeschichte zurück!
Das heißt: Wenn Du auf Chinesisch liest und schreibst, hantierst Du mit einer Schrift, die mehr als 4500 Jahre alt ist. Der Legende nach war es Cang Jie, ein Minister des Gelben Kaisers, der die Spuren der Tiere im Boden beobachtet hat und in Anlehnung daran die chinesischen Schriftzeichen erdacht haben soll. Das war um 2750 v.Chr. herum, also vor sehr langer Zeit.
Cang Jie hat sich von den Tierspuren inspirieren lassen: Für jedes Wort hat er sich ein Zeichen erdacht. So findet sich die Bedeutung der Wörter fast schon in mentalen Bildern wieder!

Die ältesten Spuren chinesischer Schrift wurden auf Knochen und Schildkrötenpanzern gefunden. Sie stammen aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. und wurden mit spitzen Gegenständen eingeritzt.
Archäologen haben herausgefunden, dass der chinesische Wortschatz in der Zeit vom 14. Jahrhundert bis zum 11. Jahrhundert v. Chr. schon kohärent und sehr reichhaltig war: Er betrug damals schon um die 4 672 Schriftzeichen, die in ca 40 000 Dokumenten festgehalten wurden.
Vor 5000 Jahren, also im Jahre 2750 v. Chr., gab es das lateinische Alphabet noch nicht einmal. Das der Griechen, Aramäer, Phönizier ebenfalls nicht...
In den 1000 Jahren v. Chr. ist das chinesische Schriftsystem immer komplexer geworden. Ein gleiches Objekt kann durch eine Vielzahl von Zeichen bezeichnet werden.
Der Kaiser Qin Shi Huang Di (221-210) hatte zum Ziel China zu vereinen und somit hat er eine Liste von 3000 chinesischen Schriftzeichen anfertigen lassen. Diese hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter angereichert:
- Am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.: 8000,
- Im 3. Jahrhundert: 18 000,
- Im 11. Jahrhundert: 30 000,
- Im 18. Jahrhundert: 47 000,
- Heute gibt es in etwa 55 000 chinesische Schriftzeichen.
Für den gängigen, alltäglichen Gebrauch werden aber nur ca 3000 Zeichen benötigt. Wenn Du diese beherrschst, sprichst Du schon fließend Chinesisch. Jedes chinesische Schriftzeichen repräsentiert übrigens nicht einen Buchstaben, sondern eine Idee, ist ein Abbild der Realität.
Wenn Du lernen willst, wie man Chinesisch spricht und schreibt, solltest Du erst einmal mit den Schriftzeichen beginnen. Wie ist so ein Zeichen aufgebaut?
In der chinesischen Sprache – Zhōnghuá, 中華 –, hat ein Schriftzeichen immer verschiedene Dimensionen: Eine grafische, eine semantische und eine phonetische Dimension. Jedes chinesische Schriftzeichen ist in der Regel einer Silbe und vier Tönen zugeordnet.
Für eine/n Europäer ist die chinesische Sprache nicht so einfach auszusprechen!
Jeder Strich in einem Zeichen wird in einer gewissen Reihenfolge und in eine bestimmte Richtung gezeichnet. Die musst Du lernen. So wirst Du immer schneller und richtiger Chinesisch schreiben. Und was machst Du, wenn Du das gelernt hast?
Die letzte Etappe wäre dann das Lernen der chinesischen Kalligrafie.
Die Kunst des Schreibens – shūfa in Pinyin, 书法 in vereinfachtem Chinesisch -, ist sehr alt.
Aber auch heute noch wird der Kalligrafie als nobler Kunst ein hoher Stellenwert zuteil. Und das gilt nicht nur für die Volksrepublik China, sondern auch für den breiteren Kulturraum. Und in der westlichen Welt ist die chinesische Kalligrafie inzwischen auch angekommen.
Warum?
Die chinesische Kalligrafie fasziniert und ihre Zeichen laden jede/n Lernende/n auf eine Reise weit weg des Alltags ein.
Früher wurde sie nur von Gelehrten oder Buddhisten praktiziert, heute kannst Du die chinesische Kalligrafie im Chinesisch Unterricht lernen.
Was ist das chinesische Frühlingsfest?
Wenn Du eine neue Sprache lernst, machst Du Dich auch mit ihrer Kultur und ihren Traditionen vertraut.
Um die chinesische Kultur und Sprache besser kennen zu lernen, hilft es vor allem die wichtigen Momente und Feste der Nation mitzuerleben. Das wichtigste Fest steht natürlich ganz oben auf der Liste: das chinesische Neujahr, oder "Frühlingsfest".

In der "Pinyin" Transkription – der offiziellen chinesischen Romanisierung des Hochchinesischen –, heißt das Frühlingsfest "Chunjie". In vereinfachtem Chinesisch schreibt man 春节. Man nennt es aber auch Guo Nian, in Bezug auf die Legende des Nian Monsters.
Das chinesisches Neujahr, auch Frühlingsfest genannt, wird an vielen Orten der Welt gefeiert: in China, im chinesischen Kulturkreis, aber auch in Thailand, Indonesien, Singapur, Malaysia, Philippinen und vielen Chinatowns auf der ganzen Welt.
Seit der Antike wird das Frühlingsfest, am zweiten (selten am dritten) Neumond nach der Wintersonnenwende gefeiert.
Mit dem Neujahrsfest schreitet man mit der chinesischen Astrologie einen Schritt weiter im Zyklus der zwölf Erdzweige. Jedem Tier des chinesischen Tierkreises ist ein Erdzweig zugeordnet: Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Hahn, Hund, Schwein. Allerdings besteht Verwechslungsgefahr, der Erdzweig und das Tierkreiszeichen sind nicht das gleiche!
Außerdem steht jedes Jahr für ein natürliches Element (das dann für zwei Jahre gilt): Metall, Wasser, Holz, Feuer oder Erde. So sind wir momentan im Jahr des Erde-Schweins.
Zu diesem Fest kommt die ganze Familie zusammen und wünscht sich Erfolg, Gesundheit und Glück für das neue Jahr.
Das Fest ähnelt im Grunde unserem Neujahrsfest. Allerdings dauern in China die Festlichkeiten fünfzehn Tage und enden mit dem Laternenfest. Außerdem wird es in China schon seit 104 v.Chr. gefeiert, als der traditionelle chinesische Kalender ins Leben gerufen wurde.
Am Abend vor Neujahr kommt die ganze Familie für ein Festessen zusammen. Das Festessen symbolisierte damals eine üppige Ernte und Überfluss. In der Regel bleiben alle bis zum nächsten Morgen wach.
Das Festessen besteht aus:
- Fisch: Er symbolisiert "Reichtum" und "Überfluss",
- Im Norden Ravioli (Jiaozi) in Form der alten Goldbarren, die man früher geschenkt hat,
- Im Süden klebrigen Reiskuchen,
- Hühnchen,
- Sojakäse,
- Den "Niangao" Neujahrskuchen, denn er steht für Wachstum.
Nun kann das chinesische neue Jahr beginnen!
Was Du über das chinesische Neujahr wissen solltest
Das chinesische Neujahr fällt jedes Jahr auf ein wechselndes Datum zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar.
Der chinesische Kalender stammt aus der Antike (-104 v.Chr.) und ist ein Lunisolarkalender. Er basiert auf dem jährlichen Zyklus der Sonne und den regelmäßigen Mondphasenzyklen.
Heute wird in China auch der gregorianische Kalender wie bei uns benutzt. Für die Bestimmung wichtiger Feste und Feiertage wird aber nach wie vor auf den traditionellen Kalender zurückgegriffen.

12 Mondzyklen haben jedoch nur eine Dauer von 354 Tagen, das sind 11 Tage weniger als unser Solarkalender. Deswegen wird dem chinesischen Jahr alle drei Jahre ein dreizehnter Monat zugefügt. So stimmt der traditionelle Kalender wieder mit dem gregorianischen Kalender und den Jahreszeiten überein.
Heute wird das chinesische Neujahr (农历新年) – Nongli Xinnian in Hanyu Pinyin – gefeiert, weil es zur chinesischen Kultur gehört und sich aus alten Legenden speist. In der chinesischen Tradition ist das Frühlingsfest der Tag an dem die Götter in den Himmel steigen, um dem Jade Kaiser (Yuhuangdadi) zu huldigen.
Die Legende, die dem Neujahr zugrunde liegt, bestimmt auch noch viele heutige Rituale, wie z.B. das die ganze Nacht wach zu bleiben und so die bösen Geister zu verscheuchen.
Wenn Du am nächsten Tag noch lebst, heißt das, dass Du Dich auf ein weiteres Jahr freuen kannst. Diese Freude wir dann mit allen Familienmitgliedern geteilt. Deshalb wünscht man sich Glück und eine gute Gesundheit am ersten Tag des neuen Jahres.
Das chinesische Neujahr ist auf die Legende des Nian Monsters zurückzuführen. Der Dämon Nian, halb-Löwe, halb-Stier, ist jedes neue Jahr aus den Bergen (oder dem Meer) gekommen und hat Vieh und Menschen, die er auf seinem Wege traf, verschlungen.
Der Legende nach soll ein armer Bettler in einem Dorf angekommen sein und dort einer Anwohnerin versprochen haben, ihr im Tausch für ein Dach über dem Kopf das Monster vom Leib zu halten. Er hat trockene Bambusstäbe angezündet, Töpfe gegeneinander geschlagen und roten Stoff an die Türscharniere gebunden. All das soll das Monster verängstigt und in die Flucht geschlagen haben.
Am nächsten Tag haben die Einwohner/innen erstaunt festgestellt, dass niemand getötet und nichts zerstört wurde. Vor Freude und um die neu gefundene Sicherheit zu feiern, haben sie ein großes Fest veranstaltet, das von da an jedes Jahr gefeiert wurde.
Deswegen geht es beim chinesischen Neujahr auch viel um die Gesundheit. Wer das Neujahr noch erleben darf, der dankt dem langen Leben!
Chinesische Tattoos: Sollst Du es wagen?
Wenn Dich China interessiert oder Du für Tattoos schwärmst oder vielleicht sogar beide Themen Dein Herz höher schlagen lassen, dann ist der nächste Punkt etwas für Dich. Du hast es sicherlich schon erraten. Wir reden jetzt von chinesischen Tattoos!
Jede/r vierte Deutsche ist tätowiert. Das hat eine Statista Umfrage aus dem Jahr 2017 ergeben. Und 21 % weitere Prozent haben keins, denken aber darüber nach, sich tätowieren zu lassen.

Klar ist: Vor allem junge Leute lassen sich Tattoos stechen. Die Tendenz ist jedoch, dass sich immer mehr Frauen und auch Ältere dazu entscheiden.
Beim chinesischen Tattoo wird Dir wie bei anderen Tattoos auch Tinte unter die Haut gespritzt. Hier entscheidest Du Dich jedoch zwischen chinesischen Schriftzeichen, Ideogrammen oder Motiven, die mit der chinesischen Kultur verbunden sind (chinesischen Sprichwörter, chinesische Sätze, Vornamen auf Chinesisch, Tiere oder Pflanzen (Drachen, Lotusblumen, Fische) oder Sternzeichen aus der chinesischen Astrologie.
Die Geschichte des chinesischen Tattoos reicht 3500 Jahre zurück. Ursprünglich war das Tattoo aber eine Strafe für Gefängnisinsassen.
Der Kunsthistorikerin und Philosophin F. Borel erklärt die Bedeutung des Tattoos: "in China gehörte das Tattoo zu den fünf Strafen, neben dem Tod, der Kastration, der Amputation der Nase und der Füße. Das Tattoo funktioniert, weil es eine demütigende Markierung ist, und öffentlich und einfach zu identifizieren ist, strikt kodifiziert und von Region zu Region unterschiedlich ist."
Tattoos wurden schon immer in vielen Kulturen mit Stigma belegt. Wer Tattoo sagt, sagt auch Kriminalität und Mafia. So war das lange Zeit. Aber nicht mehr heute! Zwischen den Jahren 1990 und 2000 sind Tattoos vor allem ein ästhetisches Merkmal geworden. Auf der ganzen Welt gab es einen Tattoo Boom.
Sich Tätowieren zu lassen hat natürlich auch seine Risiken. Ästhetische, finanzielle und gesundheitliche Risiken.
Im Schnitt bezahlst Du für das Tätowieren 80 bis 150€ die Stunde (Chinesisch Unterricht Berlin). Das ist vier bis fünf Mal teurer als eine Stunde Chinesisch Privatunterricht!
Wenn dem/r Tätowierer/in ein Fehler unterläuft, wird es natürlich noch teurer... Denn die Laserentfernung kostet auch nochmal! Außerdem hinterlässt so eine Entfernung Spuren auf der Haut und birgt an sich auch wieder Gesundheitsrisiken.
Wenn Du Dir ein chinesisches Tattoo stechen lassen willst, ist die Fehlergefahr natürlich noch größer. Kaum ein/e Tätowierer/in hier in Deutschland spricht Chinesisch. Daher macht es Sinn, wenn Du vorher einen Chinesisch Kurs besucht hast und selbst überprüfen kannst, ob das chinesische Zeichen auch wirklich dem entspricht, was Du haben willst.
Und vielleicht hast Du die Geschichten auch selbst schon im Internet gelesen, Stars wie Coolio, N. Richie, Robbie Williams, B. Spears, Rihanna und David Beckham haben sich Tätowieren lassen und nachher gemerkt, dass die Rechtschreibung fehlerhaft war.
Chinesisch lernen, es vielleicht sogar fließend sprechen oder eine/n Chinesisch Muttersprachler/in um Rat bitten, das sind die besten Tipps, die wir Dir beim Stechen eines chinesischen Tattoos geben können.
Die größten gesundheitlichen Risiken sind natürlich Infektionen durch mangelnde Hygiene beim Tätowieren und die Schadstoffe, die sich in den bisher kaum regulierten Tattoofarben befinden können. In den Farben kann schädliches Aluminium, Barium, Kadmium, Kobalt, Kupfer, Eisen, Quecksilber, Blei, Chrom, Mangan, Nickel, Antimon, Strontium, Vanadium, Kohlenwasserstoffe, usw. enthalten sein, das dann in Deinem Körper umherwandert.
In jedem Fall solltest Du Dein frisch gestochenes Tattoo bis zur vollkommenen Verheilung regelmäßig desinfizieren.
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