Kapitel
- 01. Nachhilfe in Europa
- 02. Nachhilfe in Afrika
- 03. Nachhilfe in Asien
Der deutsche Nachhilfemarkt für Schüler floriert. Beispielsweise ist in Sachen Nachhilfe Berlin eine echte Hochburg.
Die Bertelsmann-Stiftung spricht in ihrer Studie 2016 von etwa 14 % der Schüler zwischen 6 und 16 Jahren, die Nachhilfe in Anspruch nehmen. Das sind etwa drei bis vier Schüler in jeder Schulklasse, die private Nachhilfe in Anspruch nehmen.
Nach offiziellen Angaben geben Eltern pro Jahr rund 1 Milliarde Euro aus, um die Leistung ihrer Sprösslinge zu verbessern.
Laut der aktuellen Studie der Hans Böckler Stiftung für 2017 sind die Ausgaben für private Nachhilfe auf dem „Schwarzmarkt“ sogar noch viel höher. Schätzungen gehen hier von etwa 2,5 bis 3 Mrd. Euro aus.
Der Bundesverband für Nachhilfe und Nachmittagsschulen e.V. (VNN) schätzt, dass etwa 50.000 Frauen und Männer in der Branche arbeiten. Offiziell und mit Steuerkarte.
Weitere etwa 700.000 Menschen erteilen als Privatpersonen Nachhilfe. Deren Honorar taucht in keiner Steuererklärung auf.
Es gibt einen Zusammenhang zwischen der gefühlten Qualität des Schulsystems eines Landes und der Nachhilfequote bei den Schülern: Je enttäuschender das Schulsystem, umso eher nutzen Eltern und Schüler Nachhilfeangebote zu Hause.
Die steigenden Zahlen zum Nachhilfemarkt in Deutschland sind dafür ein Beleg.
Die Angst vor schulischem Versagen der Kinder beginnt häufig schon in der Grundschule. Und sie beherrscht vor allem finanzstarke Eltern mit hohem Bildungsabschluss.
Mit privater Nachhilfe (z.B. Nachhilfe München) sollen dann die Sprösslinge zu Hause gefördert werden. Ziel ist in jedem Fall ein möglichst hoher Bildungsabschluss.
Dieser Klientel ist es auch möglich, die nicht gerade günstigen Tarife für eine Nachhilfestunde zu bezahlen. Im Mittel liegen die Preise für privaten Unterricht bei etwa 18 € pro Stunde, an Instituten zahlt man locker knapp das Doppelte.
Ist dieser Trend auf weltweit auf alle Länder übertragbar? Natürlich nicht.
Wir bei Superprof haben deshalb analysiert, wie es für Schüler und Studenten um die Nachhilfe in anderen Ländern der Erde bestellt ist. Dabei haben wir uns auch die Kultur des jeweiligen Landes angeschaut und enge Zusammenhänge gefunden.
Nachhilfe in Europa
Der Markt für Nachhilfe ist von Land zu Land verschieden. Kulturelle Unterschiede spielen dabei eine Rolle.
So ist auch der Bedarf an Nachhilfelehrern in jedem Land unterschiedlich. Ebenso, wie die Anforderungen an diejenigen, die Nachhilfe geben.
In Deutschland nehmen – je nach Studie und Art der Abgrenzung – zwischen 6 und 27 Prozent aller Schüler Nachhilfeunterricht.
Die Nachhilfekarriere beginnt oft bereits in der Grundschule bei den Achtjährigen. Besonders hoch ist der Prozentsatz bei den 15-Jährigen. Hier haben fast ein Drittel der Schüler Nachhilfeunterricht.
In unserem Nachbarland Frankreich haben sogar 36% der Gymnasiasten bereits von der Grundschule an Nachhilfe bekommen.
Die Zahlen variieren also schon in den Nachbarländern Deutschland und Frankreich. Und erst recht unterscheiden sie sich innerhalb Europas.
Doch wie ist es zu erklären, dass selbst der Markt für privaten Unterricht in den Industrienationen Europas nicht annähernd homogen ist?
Eine mögliche Erklärung sind die wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten eines jeden Landes. So ist das Bildungsziel nicht in jedem Land dasselbe.

Nachhilfeunterricht in den angelsächsischen Ländern
In den Ländern des angelsächsischen Sprachraums ist private Nachhilfe eher eine Randerscheinung.
Der Unterricht findet ausschließlich im Rahmen der schulischen Bildung statt. Das staatliche Bildungssystem erfüllt auch die Aufgabe, die Schüler bei den Hausaufgaben zu unterstützen.
In Deutschland und Frankreich ist ein gut bezahlter Job direkt von einem qualifizierten Hochschulabschluss abhängig. Diesen direkten Zusammenhang gibt es in den angelsächsischen Ländern nicht.
In Großbritannien (und in Australien, Neuseeland, Kanada, USA) zählen Erfahrung und Motivation bei der Einstellung mindestens ebenso viel wie der Schul- oder Hochschulabschluss.
Auch ist ein Schulabbruch, wie er bei Kindern aus gesellschaftlichen Schichten mit eher niedrigem Bildungsniveau oder Migrationshintergrund häufiger vorkommt, weniger wichtig.
Denn die Angst vor Arbeitslosigkeit durch den Ausstieg aus dem Schulsystem ist in diesen Ländern nicht so groß wie etwa in Griechenland, Italien, Frankreich oder Spanien.
Das erklärt die geringe Nachhilfequote in der Grundschule der angelsächsischen Länder. Selbst ohne Diplom kann man es hier zu etwas bringen.
Auf der anderen Seite gibt es in diesen Ländern einen hohen Bedarf an zusätzlichem privatem Unterricht für Schüler und Studenten an den höheren Schulen oder Universitäten. Denn diese sind so teuer, dass die Studenten das Studium möglichst schnell abschließen müssen.
Das gilt außerhalb Großbritanniens auch zum Beispiel für die USA, Kanada oder Neuseeland und Australien.
Nachhilfe in den skandinavischen Ländern
Sie sind die Meister der PISA-Umfragen. Schüler und Studenten profitieren in diesen Ländern von einer intensiven individuellen Förderung. In Finnland, Schweden, Dänemark oder Norwegen können Schüler nicht sitzenbleiben.
Private Nachhilfe gibt es dort nicht. Denn der Unterricht wird nicht nur von einem Lehrer allein gehalten, sondern in jeder Klasse sind zwei Lehrer für die Förderung der Schüler da.
Diese Betreuung ist so intensiv und individuell, dass Eltern nicht auf zusätzlichen privaten Unterricht für ihre Kinder in den Abendstunden bauen müssen.

Individuelle Förderung in Südeuropa
Im Süden Europas ist die Realität eine völlig andere: Die Arbeitslosenquote ist hoch. Laut OECD lag sie 2016 zwischen 11 und knapp 20% der Erwerbsbevölkerung.
Besonders die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, Italien, Griechenland und Portugal ist hoch. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Jugendlichen einen Abschluss vorweisen können oder nicht. Viele von ihnen schaffen es erst mit 30 Jahren oder später, an eine feste Arbeitsstelle zu kommen.
In diesem schwierigen Umfeld bekommt der private Unterricht zu Hause, die außerschulische Nachhilfe, eine ganz andere, viel wichtigere Bedeutung. Der Privatlehrer ist mehr als ein Wissensvermittler, er wird zum pädagogischen Berater.
Aber nicht jeder kann sich einen Privatlehrer leisten. Betrachtet man die Statistik, so erhalten
- 83 % der Gymnasiasten aus Malta
- 69 % der Gymnasiasten in Griechenland
- 36 % der Gymnasiasten in Frankreich
- 21 % der Gymnasiasten in Deutschland
Nachhilfeunterricht in Form von privatem Unterricht zu Hause.
Die Länder im Süden Europas sind nach aktuellen Statistiken bevölkerungsreicher als die nördlichen Länder: Spanien hat rund 46 Millionen Einwohner, Italien 61 Millionen, Frankreich 67 Millionen und Deutschland gar 83 Millionen. Und das kleine Malta fast eine halbe Million Einwohner.
Schaut man dagegen auf die flächenmäßig großen skandinavischen Länder so sind es hier deutlich weniger Menschen: Finnland und Norwegen haben jeweils etwas mehr als 5 Millionen Einwohner, in Dänemark sind es mit knapp 6 Mio. geringfügig mehr. In Schweden leben knapp 10 Millionen Menschen.
Unsere Hypothese, die den unterschiedlichen Stellenwert der Nachhilfe erklären könnte, ist, dass die Konkurrenz um gute Arbeitsplätze in den südlichen Länder sowie in Frankreich und Deutschland härter ist.
Und dieser Wettbewerb um die hochdotierten Jobs führt zu mehr Nachhilfe. Er führt dazu, dass gerade in den allgemeinen Fächern wie Mathe, Sprachen, Wirtschaft, Physik und Chemie die Kinder und Jugendlichen von Nachhilfelehrern zu Hause zusätzlich durch privaten Unterricht gefördert werden.
In diesen Ländern entsteht durch den Nachhilfeunterricht ein zweiter Bildungsmarkt.
In Deutschland gibt es so zum Beispiel schon so etablierte Anbieter wie die Schülerhilfe oder den Studienkreis sowie eine wachsende Zahl an Angeboten für Nachhilfe Online (z.B. Sofatutor) und weitere Lernprogramme on- und offline für zu Hause.
Die Inhalte der Angebote sind schon für die Grundschule geeignet und reichen bis hin zur Abiturvorbereitung oder sogar fürs Hochschulstudium. Das Angebot für ein schulbegleitendes Coaching ist immens – und unübersichtlich.
Nachhilfe in Afrika
Auf dem afrikanischen Kontinent befinden sich auch 2016 noch einige der wirtschaftlich am wenigsten fortgeschrittenen Länder. Stattdessen prägen bewaffnete Konflikte, politische Instabilität, Verschuldung, schlechte Infrastruktur und Klimakatastrophen den Alltag in vielen afrikanischen Ländern.
Das Bildungswesen in Afrika leidet sehr unter diesen Rahmenbedingungen. Häufig sind die Schulen in privater Hand. Ebenso haben Familien häufig gar nicht die Mittel, ihre Kinder zur Schule zu schicken.

Trotzdem oder vielmehr gerade deshalb werden in den afrikanischen Ländern viele Kinder im privaten Umfeld unterrichtet. Denn privater Unterricht ist oftmals der einzige Weg, die Alphabetisierungsrate der Kinder zu erhöhen.
In vielen Fällen bieten NGOs und Verbände Privatunterricht in Französisch oder Englisch an, um die Mängel in den staatlichen Bildungssystemen auszugleichen. Denn Lesen, Schreiben und Grundbegriffe der Mathematik sind wesentlich für die spätere Teilhabe an der Gesellschaft.
Der Privatunterricht ist daher besonders in Afrika eine wichtige Komponente, um Fremdsprachen aufzufrischen und mathematische oder naturwissenschaftliche Kenntnisse zu vermitteln.
Er befähigt häufig Kinder aus der Mittelschicht dazu, an Universitäten oder gute weiterführende Schulen zu wechseln und so in der sozialen Hierarchie aufzusteigen.
Die finanziellen Hilfen zu Bildungszwecken für Kinder in Afrika sind vielfältig. Es handelt sich um:
- private Geldspenden,
- Geldtransfers aus Europa,
- offizielle Entwicklungshilfe (die ist jedoch unzureichend, denn Industriestaaten zahlen offiziell weniger als 1 % ihres Bruttosozialprodukts),
- humanitäre Missionen von NGOs und zahlreichen kleinen privaten Verbänden sowie
- Menschen aus Industriestaaten, die alleine handeln, ohne sich an NGOs zu wenden, und stattdessen persönlich vor Ort Hilfe leisten.
Zusammen tragen sie dazu bei, das Netz des afrikanischen Schulsystems enger zu knüpfen und alle wichtigen Fächer wie Sprachen, Mathematik, Physik, Chemie, Geschichte und Geographie unterrichten zu können.
Nachhilfe in Asien
Nachhilfe und privater Unterricht in Asien sind gelebter Alltag und beileibe keine Randerscheinung. Warum ?
Weil die meisten Asiaten einer bedingungslosen Leistungsgesellschaft angehören. Fachliche Exzellenz, Ehre und Leistung sind zwingend und gehören fest zur Kultur dieser Völker.
In Süd- und Nordostasien sind es vor allem die jungen Industrienationen oder Schwellenländer, in denen der Zugang zu den prestigeträchtigen großen Schulen und Universitäten stark begrenzt ist.
Aufgenommen wird nur, wer in seiner Schulzeit exzellente Leistungen erbracht hat.
In Japan, der einst zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt, haben zwei Drittel der Gymnasiasten bereits seit der Grundschulzeit zusätzlichen privaten Unterricht. Denn selbst innerhalb der Familien gilt der soziale Abstieg als Schande.

Oberstes Ziel des Nachwuchses ist es deshalb, in der sozialen Hierarchie die Eltern zu überflügeln. Voraussetzung dafür ist ein höherer Bildungsabschluss als der der Eltern. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die private Nachhilfe eines der wichtigsten Werkzeuge.
Privatunterricht hilft den Studenten in Japan, Zugang zu den Vorbereitungsklassen der wichtigsten, aber stark reglementierten Schulen zu erhalten. Nachhilfe durch einen Hauslehrer dient dazu, die vom Lehrer an der Schule vermittelten Inhalte zu vertiefen.
Japanische Studenten kennen keinen Ruhetag, kennen keinen Sonntag. Sie haben daher auch keine Schulferien.
Auch in Südkorea, Taiwan, Hong-Kong, China, Malaysia, Thailand und Singapur sind die Erwartungen der Eltern an ihre Sprösslinge extrem hoch. Viele der Schüler und Studenten haben bis 21 oder 22 Uhr abends Unterricht – vielfach als private Nachhilfestunden zu Hause.
In den Schwellenländern Asiens – Philippinen, Indonesien, Vietnam, Laos oder Kambodscha – ist der Nachhilfeunterricht ebenfalls sehr wichtig. Wichtiger als in Frankreich oder Deutschland. Allerdings sind die Gründe dafür andere.
Die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede in der Gesellschaft dieser Länder sind sehr groß. Hat man die Mittel, einen Hauslehrer zu bezahlen, dann ist das so etwas wie ein Katalysator, ein Beschleuniger für den sozialen Aufstieg.
So – und nun hast Du die Qual der Wahl, in welches dieser Länder du als Nachhilfelehrer gehen möchtest!
Oder Du schaust mal nach, wie wichtig das Thema Nachhilfe in Nordamerika oder der Privatunterricht in Lateinamerika ist….
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